WASSER
Tanja Lücker

Wie schon während des gesamten Urlaubs scheint auch heute die Sonne.
Wieder einmal liege ich am Strand und höre das Meer rauschen, mache mir
Gedanken über Gott und die Welt, so lange, bis mein Durst mich dazu
zwingt, mir meine verwa¬schene, blaue Jeans überzuziehen und mich auf
den Weg in die Stadt zu machen. Langsam schlen¬dere ich die Promenade
entlang, beobachte Kellner, wie sie in Cafés die lange erwarteten
Getränke ser¬vieren, und halte Ausschau nach einem möglichst günstigen
Kiosk. Eine Eisdiele? Zwei Kugeln, ein Euro? Das nenne ich preiswert.
Nun, mit einem Eis in der Hand und Sonnenstrahlen im Gesicht, setze ich
meine Suche nach Wasser fort. Ein Liter für einen Euro? Nein, das ist
mir zu teuer, stattdessen fällt mir eine Muschelkette in einem kleinen
Strand¬geschäft auf. Entlang des Ganges stehen erdfar¬bene Kisten und
Schachteln mit Seesternen, Kugel¬fischen und Seepferdchen. „Guck mal,
Mama!“, höre ich ein kleines Mädchen rufen, das entsetzt auf die
erdfarbenen Schachteln und Kisten deutet, „so können die doch nicht
leben, denen fehlt doch was!“ Gedankenverloren starre ich die
Muschel¬kette an, ein Euro für zwei Kugeln Eis ist günstig, aber ein
Euro für einen ganzen Liter Wasser ist mir zu teuer? Was würden die
Kinder in Afrika für einen Liter sau¬beres Wasser nicht alles hergeben!
Von was für einem Glück können wir reden, ständig fließendes Wasser aus
Leitungen zu haben, uns im Meer abkühlen zu können. Wasser als
überlebenswichtiges Element.