Gesellschaft für zeitgenössiche Lyrik /sucht texte für das Poesiealbum neu zum Thema Heimat /Heimatverlust
Neue Ausschreibung der Zeitschrift „Poesiealbum neu“
Im Zeitraum 1. November 2018 bis 31. Mai 2019 (Poststempel) schreibt die Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik e.V. (GZL) die Beteiligung an der Herbstausgabe 2019 der Zeitschrift „Poesiealbum neu“ aus.
Ausschließlich auf dem Briefpostweg können bis zu drei, möglichst bislang unveröffentlichte Gedichte in deutscher Sprache und in 2-facher Ausführung eingereicht werden. Die Gedichte sollten eine Länge von 35 Zeilen nicht überschreiten. Hinzuzufügen sind a) eine Kurzvita plus aktueller E-Mail-Adresse, b) die Erklärung, dass der kostenfreie Abdruck erlaubt wird, und c) die Zustimmung, dass die persönlichen Daten, die allein für den Zweck der Kommunikation und Registration Verwendung finden und keinesfalls an Dritte weitergegeben werden, gespeichert werden dürfen.
Bitte verzichten Sie auf Einsendungen per Einschreiben.
Kommt ein Gedicht für die Veröffentlichung in Betracht, setzt sich das „Poesiealbum neu“-Team mit der Autorin/dem Autor in Verbindung. Rückfragen oder Stellungnahmen zu den Einsendungen können nicht beantwortet bzw. geleistet werden. Sobald der Drucksatz abgeschlossen ist, werden auf der Webseite der GZL die Namen der Autorinnen und Autoren veröffentlicht, deren Gedicht in die Ausgabe zum Thema „Heimat/Heimatverlust“ Aufnahme fand. Mit ihrer/seiner Beteiligung an der Ausschreibung stimmt die Einsenderin/der Einsender diesem Verfahren ausdrücklich zu.
Jeder Autorin, jeder Autor des Heftes erhält ein Freiexemplar und nimmt mit ihrem/seinem unveröffentlichten Gedicht an der Auswahl für den „Poesiealbum neu“-Preis 2020 teil, der das beste Gedicht des Jahrgangs 2019 prämiert.
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In einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung vom 17. September 2018 äußert sich Konstantin Wecker zum Begriff „Heimat“:
„Das Wort ‚Heimat‘ kann überhaupt nichts dafür für das, was mit ihm angestellt wird. In dem Lied ‚Vaterland‘ habe ich geschrieben: ‚Heimat ist doch überall, / wo man sich damit segnet, / dass man, für Augenblicke nur, / sich endlich selbst begegnet.‘ Und Identität ist ja nicht teilbar, ich kann sie nur in mir finden. Und wem das nicht gelingt, der sucht sie bei den Identitären, in Nationalismus und im Völkischen.“
Peter Härtling, bis zu seinem Tod im Juli 2017 Mitglied der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik, spricht in seiner 1979 in Ludwigsburg gehaltenen Rede den Begriff „Heimat“ ebenfalls an: „Heimat erfahren wir zweifach: als das uns Nächste und als das ersehnte Entfernteste. Wem die Synthese gelingt, den Bogen zwischen beiden zu schlagen, der hat Heimat.
Heimat – und das läßt die Angelegenheit schon heikel werden – bedeutet keineswegs Übereinstimmung mit dem Staat, selbst wenn er sich, um seiner Politik Grund zu geben, als Heimat ausgäbe, wie es immer wieder geschieht: Blut und Boden sollen sich vermengen, daß die üble Mixtur schwer an den Sohlen hafte und den Bürger treu im Land halte.“
Und wie steht es um jene, die vertrieben worden und wohl ein Zuhause, aber nicht wirklich eine Heimat haben? Auch ihnen sollten die Gedichte eine Stimme geben.
Hunderttausende Geflüchtete kamen Mitte dieses Jahrzehnts mit der sogenannten „Flüchtlingswelle“ nach Deutschland. Und auffällig werden meist nur die Straffälligen; einzelne beschädigen tausendfach das Erscheinungsbild ihrer Landsleute.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren Millionen Deutsche Vertriebene und haben sich und ihren Familien hunderte Kilometer von ihren Geburts- und den Sterbeorten ihrer Vorfahren eine neue Existenzgrundlage geschaffen. Die Assimilation führte längst dazu, dass ihre Nachkommen kaum mehr etwas von den Wurzeln des Familienstammes wissen. Zur massenhaften Umsiedlung von Ost nach West kam es bis und auch noch nach 1989.
„Ist Deutschland meine Heimat?“ fragen sich Menschen, deren Großeltern als Gastarbeit in dieses unser Land kamen, ja händeringend gerufen worden, wenn sie heutzutage Anfeindungen erleben.
An Begriffe wie Deutschtürken, Rußlanddeutsche, Rumäniendeutsche haben wir uns längst gewöhnt. Doch nach Heimat klingt das nicht. Dabei ist Heimat etwas Elementares, etwas sehr Persönliches, etwas, das das Menschsein ausmacht.
Oder auch nicht – würde wahrscheinlich ein Nomade widersprechen.
Die Einladung zum lyrischen Disput ist hiermit jedenfalls ausgesprochen.
Zehn Jahre nach unserer Ausgabe „Deutschland. Gedichte“ starten wir – mit erweitertem Blickwinkel – neu.