Werkkreis Literatur der Arbeitswelt - Literarischer Wettbewerb mit Texten zum Thema Neofaschismus

30. Juli 2012

Der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt e.V. hat 1981 in der Fischer Taschenbuch-Reihe "Literatur der Arbeitswelt" das Buch der Westberliner Werkstatt "Augen rechts" herausgebracht. Eine weitere Publikation "Uns reicht's! Lesebuch gegen Rechts" ist im Geest Verlag in den Jahren zwischen 2001 und 2004 in 4 Auflagen veröffentlicht.

Der Werkkreis ist den allgemeinen Menschenrechten und daraus folgend dem Antifaschismus verbunden. Die verschiedenen bundesweiten "NAZI-Aufmärsche", die zunehmende terrorisierende Gewalt von rechts, bei gleichzeitiger Demontage von Menschen- und Arbeitsrechten seitens der konservativen Parteien, sind für den Werkkreis triftige Gründe, literarisch zum gegenwärtigen alltäglichen Neo-Faschismus Stellung zu nehmen.

Auf der Homepage: www.werkkreis-literatur.de können diese Ausschreibung, eine Skizze zum Hintergrund des Themas und weitere erläuternden Hinweise und Beispielen abgerufen werden.

Hintergrund zum Thema der Ausschreibung - eine Skizze:
Die Bezeichnungen "rechtsradikal", "rechtsextrem" können auch bedeuten, dass Konservative und Nationalisten mit weniger "extremen Ansichten" durchaus akzeptabel erscheinen, sich mit den "demokratischen Spielregeln arrangieren" und neben den anderen demokratischen Parteien als existenzberechtigt betrachtet werden, so, als ob der Faschismus durch die Bezeichnungen verschwunden sei. Sachdienlicher ist da schon die Bezeichnung Neo-Faschismus: Wiederauflage des historischen Faschismus mit einigen Neuerungen. Der Begriff Neo-Faschismus beinhaltet also mehr als: Diktatur, Rassismus und Krieg. Die Begriffe "Holocaust" und "Euthanasie" werden von Neo-Faschisten nicht mehr verwendet bzw. teils als Hitlers Fehler gesehen.
Wie die schon zum Teil seit etwa zehn Jahren bekannten Vorgänge und Gewalttaten um den National-Sozialistischen Untergrund (NSU) zeigen, ist zwar der historische Faschismus Vergangenheit, aber das Thema Faschismus damit nicht beendet, sondern verdeutlicht, dass Faschismus keine Randerscheinung ist, sondern aus der Mitte unsere Gesellschaft kommt.
Zwar distanzieren sich der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Dieter Hundt, und die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel, von diesen Morden. Befürchtet werden aber eine Schädigung des Rufs der Bundesrepublik Deutschland und eventuelle Exporteinbußen. Von der Regierung werden die neun Ermordeten betrauert und die Angehörigen mit symbolischen Geldbeträgen entschädigt. Der DGB distanziert sich ebenfalls und ruft gemeinsam mit dem BDA zur Gedenkminute während der Arbeitszeit auf.
Von weiteren 135 Morden, mit neo-faschistischem Hintergrund, an Ausländern, sind einige Fälle bis heute nicht letztlich aufgeklärt. Zu den unaufgeklärten Fällen gehört auch das in der Bundesrepublik Deutschland einzigartige "Oktoberfest-Attentat" in München 1980.
Zum wiederholten Mal wird der Ruf nach einem Verbot der NPD laut. Man kann Taten verbieten, nicht aber Menschen und deren Denken. Die sozialen Folgen der kapitalistischen Wirtschaftskrise werden durch ein NPD-Verbot nicht beseitigt. Mit der Ausgrenzung und einem Verbot der NPD ist der Faschismus noch lange nicht verschwunden.
Mit ideologischen Sprüchen wie "Deutschland ist in der Welt wieder wer" und "Deutschland ist Exportweltmeister" fördern die herrschenden Demokraten die Ideologie des Nationalismus und damit verbunden Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit. Der Schritt von mangelnden Arbeitsplätzen, und dem demontierten Sozialstaat, den enttäuschten Nationalisten, hin zum Faschisten ist nicht weit und geschieht durch indirekte Mitwirkung der Demokraten. In programmatischen Äußerungen faschistischer und demokratischer Parteien finden sich wortgleiche Sätze und damit Inhalte.
Dies führt auch zu der Frage: Wie alltäglich ist der Faschismus der Gegenwart? Dabei spielen Skins und sonstige direkt Gewalttätige eine eher untergeordnete Rolle. Sie werden von neuen jungen Kräfte Kräften, einer neuen Generation in der NPD allmählich zurückgedrängt. Die Kritik der Nationalisten / Jungfaschisten am bürgerlichen Staat ist jedenfalls ernst zu nehmen und von Antifaschisten nicht methodisch mit den Mitteln der Faschisten, nämlich Ausgrenzung mit Parolen wie "NAZI’s raus" zu begegnen.
Einige alten Werte der Neo-Faschisten seien hier beispielhaft herausgegriffen. Fiktive Wertmaßstäbe wie die "Volksgemeinschaft zur Erhaltung des höherwertigen reinen deutschen Volkes", "Gemeinnutz vor Eigennutz", Nationalismus und Rassismus, die wirtschaftliche Autarkie Deutschlands und "Jeder Deutsche hat das Recht auf Arbeit, wie auch die Pflicht zu arbeiten" (zit. NPD-Programm 2010) finden sich im NPD-Parteiprogramm in eingängiger Sprache wieder und damit Widerhall bei unbedarften, insbesondere jungen Lesern. Erst bei wiederholtem, genaueren Lesen des Programms lassen sich diese Maßstäbe herauslesen. Es sei hier beispielsweise auch an den Wahlkampfspruch der "demokratischen" CSU erinnert: "Sozial ist, was Arbeit schafft".
Faschismus ist kein ausschließlich deutsches, sondern gleichzeitig ein europäisches und ein internationales Problem. Abschaffung von grundlegenden Arbeitsrechten und erhebliche Einschränkungen der Gewerkschaften in Ungarn ... Tschechien, Polen und der Slowakischen Republik sind die auffälligsten Beispiele. Autoritäre Entwicklungen sind in ganz Europa zu beobachten und werden von der EU-Kommission gefördert. In der Bundesrepublik sind es die permanenten Angriffe auf die Versammlungs-, Demonstrationsfreiheit und das Streikrecht etc. sowie eine krasse negative Veränderung der Arbeitswelt und sozialen Verhältnisse.

Themenausschreibung:

Textkriterien:
Die literarische kritische A u s e i n a n d e r s e t z u n g und die konkrete Utopie gegen den Neo-Faschismus sind Ziel und Zweck dieser Anthologie.
Die literarischen Texte sollen den Neo-Faschismus in unserem gegenwärtigen Alltag charakterisieren und Stellung dagegen beziehen.
Die eingereichten Texte sollen (Neo-)Faschismus, teilweise oder gänzlich, in seinen praktischen politischen Maßnahmen beschreiben. Worin / womit der demokratisch regierte Kapitalismus die Quellen und Nährboden des Faschismus sind und wie weitere mögliche Anhänger davon abgehalten werden können, ist literarisch kreativ darzustellen.
Die literarischen Texte sollen den Neo-Faschismus in unserem gegenwärtigen Alltag charakterisieren.
Ausgrenzende Texte wie "Nazis raus", "Kein Platz für Nazis!" etc., die sich nicht mit der Kritik des Neofaschismus beschäftigen und Ersatz für leere politisch-moralische Anzeigen sind, werden nicht berücksichtigt. Abgelehnt werden auch jene psychologisch ausgrenzenden Texte, die Faschisten als "verwirrt", "hirnlos", "irregeleitet" oder "geisteskrank" bezeichnen.
"Faschismus ist schlecht, weil er die Demokratie abschaffen will, und deshalb ist Demokratie gut, weil Faschisten sie abschaffen wollen." Texte, die diesen absurden Ringschluss vermitteln, werden bei der Textauswahl nicht bewertet. - [ Es sei hier zum Beispiel auch auf Freerk Huisken: Der demokratische Schoß ist fruchtbar ... - Das Elend der Kritik am (Neo-)Faschismus; Hamburg Januar 2012, verwiesen.]

Literarische Genres:
Lyrik, Kurzgeschichten, Reportagen und andere Kurzprosaformen, szenische Texte, Lieder/Noten.

Wie und wo:
Die eingereichten Texte sollen die Schriftgröße 12 Punkt haben und drei bis vier Normseiten mit 30 Zeilen und 60 Anschlägen nicht übersteigen. Es können bis zu drei Texte eingereicht werden. Bei nur einem Text sollte dieser nicht mehr als neun Normseiten haben.
Die Textseiten sind jeweils mit dem Vor- und Nachnamen, der Adresse in einer Zeile und darunter mit dem Texttitel und mittig mit der Seitenzahl zu kennzeichnen.
Die Redaktion entscheidet entsprechend obiger Kriterien über den Abdruck.

Die Texte gehen an den Werkkreis Literatur der Arbeitswelt e.V. an die E-Mail-Adresse: wdkra@o2online.de
und sind in einfacher Kopie mit Büroklammern versehen an die Postanschrift zu senden:

Wolf-Dieter Krämer
Fasanenstr. 41 a
85757 Karlsfeld

Auf der Homepage www.werkkreis-literatur.de kann diese Ausschreibung neben weiteren erläuternden Hinweisen und Beispielen ebenfalls abgerufen werden.

Biografische Daten:
Mit den Texteinsendungen sind bitte etwa bis fünf Zeilen Kurzvita sowie einige Zeilen zu eventuell bisherigen Veröffentlichungen zu übermitteln.

Anerkennungspreis:
Der beste Text wird vom Werkkreis Literatur der Arbeitswelt e.V. mit einem Anerkennungspreis von 200 Euro honoriert.

Einsendeschluss ist der 30. Juli 2012.
Keine Altersbeschränkung für Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Urheberrecht:
A) Für die unveröffentlichten Texte tritt die Urheberin / der Urheber zum einmaligen Abdruck die Rechte honorarfrei an den Herausgeber, den Werkkreis Literatur der Arbeitswelt e.V., ab. Gleichzeitig soll eine Erklärung für den Bedarfsfall honorarfreier Radiosendungen abgegeben werden. Die Vertretungsrechte von VG Wort und GEMA bleiben unberührt bei den Autorinnen und Autoren.
B) Ausnahmen: Für bereits veröffentlichte Texte werden die Urheberrechte wie unter A) abgetreten. Zusätzlich ist eine informative Erklärung über weitere Veröffentlichungen der eingereichten Texte abzugeben.

Sonstige Bedingungen:
Eingesandte Texte werden nicht zurückgesandt. Für die Ausschreibung und die Preisverleihung ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Mit der Einsendung der Texte und eventueller Musiknoten erklärt sich jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer mit den vorstehenden Bedingungen einverstanden.

Werkkreis Literatur der Arbeitswelt e.V., der Vorstand - Ende März 2012