Eppich, Ute: Herzkind - Engelkind
Autor:
Eppich, Ute
Herzkind - Engelkind
Himmlische Begleiter einmal anders.
ISBN 3-936389-01-2
10,00 €
Himmlische Begleiter einmal anders. Glauben Sie an Engel?
Es gibt sie, unsere unsichtbaren Begleiter, wenn sie uns auch nicht immer vor Schaden bewahren, weil sie nicht nur um unser körperliches, sondern hauptsächlich um unser geistiges Wohl besorgt sind. Und manchmal erscheinen sie uns auch in einem anderen Menschen, dem wir zur rechten Zeit begegnen dürfen. Lesen sie hier von Rettung aus Gefahr und von einem behinderten Kind, das mit seinem Engel sprechen kann. Begleiten Sie außerdem ein Mädchen durch seine schwere Kindheit und lassen Sie sich anrühren von dem kurzen irdischen Leben eines Engels, der nur auf die Welt kam, um einen Auftrag zu erfüllen.
Sechs Erzählungen, die phantasie- und liebevoll von menschlichen Engeln, himmlischen Begleitern, von Liebe und Hoffnung und nicht zuletzt auch vom Glauben, dem wohl wichtigsten "Ausrüstungsgegenstand" bei der Suche nach den Lichtwesen erzählen.
Leseprobe:
Im Nebel
Er fuhr sehr langsam und konzentriert, starrte angestrengt mit vorgestrecktem Kopf durch die Scheibe, als könnten ihm die paar Zentimeter eine bessere Sicht verschaffen. Vor ihm lag undurchdringlich dicker Nebel, und wenn er in den Rückspiegel schaute, sah er ebenfalls nur eine weiß-graue Wand. Am liebsten hätte er angehalten, aber die Gefahr, dass ein nachkommendes Auto auf ihn auffahren könnte, erschien ihm noch größer als von der Straße abzukommen.
Er kannte sich nicht gut in dieser Gegend aus, war auf dieser Straße erst einmal vor Monaten gefahren. Er hätte also auch ohne Nebel keinen Orientierungsanhalt gehabt, wusste nur, dass irgendwann ein Bahnübergang kommen musste.
Ihm begegneten nur wenige Autos, die genauso vorsichtig dahinkrochen, und deren Scheinwerfer er immer erst im letzten Augenblick sah.
Manchmal hob sich der Nebel für einen Augenblick, um ihn dann wieder umso dichter einzuhüllen. Er war müde, denn er war schon etliche Stunden unterwegs. Bis zu diesem Waldstück, durch das er schon eine kleine Ewigkeit zu fahren schien, war die Sicht gut gewesen, und er war zügig vorangekommen. Doch seitdem quälte er sich nur noch im Schritttempo voran. Und umzudrehen wagte er in dieser Nebelsuppe auch nicht.
Er schaltete das Radio ein, um Verkehrsnachrichten zu hören. Doch es gab nichts von Belang, nichts, was für ihn hätte hilfreich sein können. Als die Musik wieder einsetzte, schaltete er nicht ab, sondern versuchte, sich bei leichter Schlagermusik zu entspannen.
Plötzlich sah er einen großen Schatten, der einer Gestalt ähnelte, vor dem Auto auftauchen. Er erschrak und bremste instinktiv ab. Doch da es keine Kollision gab, fuhr er langsam weiter.
Die merkwürdige Erscheinung schien vor dem Auto zu schweben, kam nicht näher, verschwand aber auch nicht, sondern blieb stets im selben Abstand. Unbehagen erfüllte ihn, vor ihm war etwas, das dort nicht hingehörte, und er hatte keine Ahnung, was es sein könnte.
Normalerweise wäre er sofort ausgestiegen und hätte sich den unheimlichen Begleiter angesehen, aber er zögerte und versuchte zu erkennen, nach was das Gebilde eigentlich aussah. Verblüfft stellte er fest, dass es wie ein Engel aussah, der seine Flügel ausbreitete, als wollte er ihn am Weiterfahren hindern, als wollte er ihm warnend zurufen: Halt! Fahr nicht weiter, bleib stehen!
Die Flügel bewegten sich.
Es war unheimlich, es wirkte gespenstisch, und natürlich konnte es kein Engel sein.
Nach einer Weile hielt er es nicht mehr aus mit dieser großen Gestalt vor ihm, die ihm noch das bisschen Sicht zu nehmen schien, und brachte das Auto schließlich doch zum Stehen. Er stieg aus, hoffend, dass nicht gerade jetzt ein Auto dicht hinter ihm fuhr, und trat vor das Auto, um festzustellen, was ihn so irritierte. In diesem Augenblick donnerte wenige Meter vor ihm etwas Riesiges über die Straße. Er hörte das Geräusch des vorbeifahrenden Zuges durch den Nebel gedämpft, sah den Zug selbst nur wie einen schemenhaften Koloss vorbeiziehen.
Es dauerte eine Sekunde, bis er begriff.
Er stand wie erstarrt und wagte kaum zu atmen.
Dann sah er den Nachtfalter, der auf dem Scheinwerfer flatterte... Sein Schatten war stark vergrößert von der Nebelwand reflektiert worden...
Einen Moment blickte er auf den flatternden Falter, dann nahm er ihn ganz vorsichtig, fast andächtig vom Scheinwerfer ab, entließ ihn in den Nebel und stieg mit weichen Knien in sein Auto ein