Hoffnung ernten

Autor: 

Werkkreis für Literatur der Arbeitswelt
Hoffnung ernten
Dreiundreißig Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt Werk-statt München
Der Jubiläumsband, herausgegeben von Gabi Anders-Hanfstingl, Ulrich Bardelmeier, Markus Dosch, Wolf-Dieter Krämer
ISBN 3-936389-88-8
11,- Euro

Dreiundreißig Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt Werk-statt München
- Der Jubiläumsband

Gabi Anders-Hanfstingl, Ulrich Bardelmeier, Markus Dosch, Wolf-Dieter Krämer (Hrsg.)

Hoffnung ernten!

33 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt
Werkstatt München
Grafiken von
Albert Heinzinger
Geleitwort von Prof. Dr. R. Scholz

Mit Beiträgen von:

Gabriele Anders-Hanfstingl, Oliver Behnssen, Cengiz Dogu, Markus Dosch, Klaus E-ckardt, Siegfried Grundmann, Richard Heinzel, Bernhard Horwatitsch, Günter Kohl-becker, Wolf-Dieter Krämer, August Kühn, Fritz Märkl, Marie-Sophie Michel, Ute Rott, Marianne Selke, Ed Schmidt, Siegfried Schwerdtfeger, Kaouther Tabai, Georg E. Thomas, Michael Tonfeld, Johann Weilbuchner, Rainer Zehentner

 


Grußwort
Von Prof. Dr. R. Scholz

Der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, längst totgesagt, macht noch und wie-der von sich reden. Zweiundfünfzig Texte Sozialkritik, Momentaufnahmen von Arbeit und Arbeitskampf, und wie man und frau sich dabei fühlt. Unsere Gesell-schaft braucht solche Texte. Die Verarmung an Darstellungen aus dem Arbeits-leben, aus dem Blickwinkel von unten, droht zum blinden Fleck unserer Öffent-lichkeit zu werden. Die wenigen Werkstätten die es noch gibt, sind Inseln im Meer des Vergessens.
Eine Gegenöffentlichkeit wollten die Werkstätten schaffen, weg von der Promi-nenz an den Ort der Arbeit selbst, mit Texten gegen die schriftstellerische Pro-fessionalität, gegen den bürgerlichen Begriff literarischer Kunst. Die Zeugnisse aus über drei Jahrzehnten sind imponierend, aber die Zahl der jährlichen Veröf-fentlichungen ist viel zu gering, das Interesse des Publikums nicht breit und in-tensiv genug.
Der Kampf der Arbeitenden um eine bessere und gerechter bezahlte Arbeit hört nie auf, und ohne Literatur über diesen Kampf kann keine reale Utopie entste-hen. Die neuen Texte der Werkstatt München sind dazu ein Beitrag, sie setzen die Diskussion fort. Mögen sie viele Leserinnen und Leser finden!


Vorwort

33 Jahre Werkstatt München im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt
Von Gabi Anders-Hanfstingl, Ulrich Bardelmeier, Markus Dosch, Wolf-Dieter Krämer

Euphorie, Aufbruchstimmung, das Gefühl, etwas verändern zu können, Teil ei-nes historischen Prozesses zu sein, dies alles bewegte die Teilnehmer und Teil-nehmerinnen an der Gründungsversammlung am 18. April 1970 im Gasthaus 'Grüner Inn' in der Türkenstraße. Niemand dachte jedoch ernsthaft daran, dass dieser neue Literaturverein auch im Jahr 2003 noch existieren und damit zu ei-ner der ältesten, aktiven literarischen Autorengruppen in München avancieren würde. Besonders erfreulich ist, dass die beiden Gründungsmitglieder Markus Dosch und Siegfried Grund-mann heute noch mitwirken.
Trotz vieler Höhen und Tiefen und schon des öfteren totgesagt, sind seine Hauptthemen nach wie vor die Vielschichtigkeit der Arbeitswelt und deren Auswirkungen auf das Alltagsleben. Textdiskussionen, die Auseinandersetzung mit der Sprache und das 'Handwerk des Schreibens' bilden dabei den Schwer-punkt der Werkstattarbeit.
Mehrere Publikationen, Veröffentlichungen von Mitgliedern, zahlreiche Lesun-gen und zwei bundesweite Herbstakademien dokumentieren die vielfältige Tä-tigkeit der Werkstatt München. Sie leistet mit einer Fülle literarischer Formen ihren Beitrag zum Literaturgeschehen über Münchens Grenzen hinaus.
Es geht darum, eigene Erfahrungen zu dokumentieren und die Situation von ab-hängig Beschäftigten bzw. von Arbeitslosen darzustellen und literarisch zu ver-arbeiten.
In unseren Texten findet man die reale Welt des Schriftsetzers, Postboten, Asyl-suchenden, der Programmiererin, Betriebsrätin sowie des Arbeitslosen.
Die Mitglieder der Werkstatt suchen den Dialog mit den Lesern und Leserinnen bei Veranstaltungen im Stadtviertel, Lesungen, Seminaren, Kundgebungen oder Betriebsversammlungen.
Gesellschaftliche und politische Umwälzungen thematisieren heute nur wenige Autorinnen und Autoren. Und wenn sie es tun, entscheiden sie sich häufig für Klamauk, Zynismus oder Beliebigkeit. Es geht uns nicht um 'gefälliges' Schrei-ben, sondern wir versuchen, Literatur zu machen für und mit allen, die sich nicht abfinden wollen mit dem, was ist.
Schreiben verlangt Sensibilität, genaue Wahrnehmung, Erlebnisdichte und den Wunsch, über das Reagieren auf die Wirklichkeit hinauszukommen. Der echte Humor, die Satire, die Komik des Alltags und auch der Arbeitswelt dürfen dabei nicht auf der Strecke bleiben. In den Werkstatt-Gesprächen fragen wir: Welche Sicht der Welt willst du enthüllen und warum?
In der Werkstatt-Arbeit wird die Vehemenz der gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen thematisiert. Partei ergreifen, wie es der Werkkreis versteht, grenzt Rassismus, Kriegsverherrlichung, Menschenverachtung und faschistische Einstellungen aus.
"Poesie wie Brot? Dieses Brot müsste zwischen den Zähnen knirschen und den Hunger wiedererwecken, ehe es ihn stillt. Und diese Poesie wird scharf von Erkenntnis und bitter von Sehnsucht sein müssen, um an den Schlaf der Menschen rühren zu können." (Ingeborg Bachmann)
Die 24 Autorinnen und Autoren dieses Bandes unterscheiden sich nach Milieu, Schreiberfahrung, Generation und bearbeiteten Themen. Die Vielfalt der Beiträ-ge veranschaulicht einen Querschnitt der vergangenen Jahrzehnte bis zur Ge-genwart. Gedichte und Aphorismen wechseln sich ab mit Kurzgeschichten, Er-zählungen und experimentellen Texten. Das Themenspektrum reicht von der Arbeitswelt über Streiks, Rassismus, Krieg und Frieden, der begrenzten Freiheit durch Gartenzäune, bis hin zu Eindrücken von der "Hai-Society" am Mississip-pi.
Bedanken möchten wir uns bei allen, insbesondere bei den Autorinnen und Au-toren, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Ganz besonders gilt unser Dank der Familie Reisinger für die Erlaubnis zum Abdruck der Grafiken des gewerkschaftlich engagierten Künstlers Albert Heinzinger. Darüber hinaus gilt unser Dank auch dem DGB und ver.di München, dem Kulturreferat der Stadt München sowie dem Bayernforum der Friedrich-Ebert-Stiftung für deren fortwährende Unterstützung.

 

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