Steffens, Marec Béla: Der Straßenbahnschaffner von Venedig.

Autor: 

Steffens, Marec Béla
Der Straßenbahnschaffner von Venedig.
Mehr Märchen vom Kater für Kinder und Erwachsene.
160 Seiten, Vierfarb-Einband,
ISBN 3-934852-55-6
9.41 Euro

 


Seit die Katze einmal nicht einschlafen konnte, muß der Kater ihr Märchen erzählen. Dafür gibt sie immer den ersten Satz. Manchmal erzählt die Katze auch selbst Märchen. Oder sie malt, meistens auf chinesische Art.
Und die Leser dürfen Anteil haben an diesen faszinierenden Märchen von Marec Béla Steffens, der sich mit zahlreichen Veröffentlichungen in den verschiedensten Anthologien, im Internet und vor allem auch mit seinem ersten Kater-Märchenbuch (Der Kater erzählt Märchen, erschienen in der ‚edition fischer') einen Namen in der Welt der Märchen und Märchenautoren gemacht hat.
1964 in Hamburg geboren, lebt er, nach dem Studium der Volkswirtschaft in Hamburg, ein Jahr lang mit einem Forschungsstipendium in Ungarn, promoviert er 1992 an der Universität Hamburg, Seit 1991 arbeitet er bei er Siemens AG, nach längeren Einsätzen in Shanghai und Budapest derzeit in Warschau. Verheiratet ist er mit Krystyna geb. Bogucka, die nicht nur die Zeichnungen zu diesem Buch, auch einige eigene Märchen beisteuert.

Geraldine Morgan schreibt im Vorwort des Straßenbahnschaffners von Venedig, daß Märchen "wohl mehr als jedes andere Stück Literatur ein Reservoir für unsere Träume sind... So lange wird das Märchen wohl lebendig bleiben, wie es Utopien gibt, die wir uns erfüllt wünschen." Marec Béla Steffens schafft es wie derzeit wohl kaum ein zweiter Autor, die Träume, die Utopien der Menschen zu beleben. Mit feinfühligem Sprachwitz erhebt er Gegenstände des Alltags - den Eimer, die Erdbeere, den kleinen Garten, den Zopf, das Loch aus dem englischen Käse, eine Schachtel, das Waschpulver und sogar einen Baukran - zu den handelnden Personen seiner Märchen. Tiere, wie die Holzwürmer, das Schwein oder ein Pandabär, leben uns ihre Geschichten vor.
Belebte Dinge und Tiere - eine gelungene Weiterführung und Entwicklung einer Erzähltradition, die menschliches Handeln, menschliche Träume und Phantasien besonders deutlich sichtbar machen. 27 Märchen die, wie Geraldine Morgan wohl zu Recht schreibt, einen "Schuß Absurdität" in unseren bürokratisierten und farblosen Alltag bringen.
Dabei schließt dieses Buch, daß den Auftakt einer ganzen Märchenbuch-Reihe im kleinen Ahlhorner Geest-Verlag bildet, noch eine weitere große Lücke. Es hebt die so künstliche Trennung zwischen Kinder- und Erwachsenenbuch auf. Erinnern wir uns doch selber. Sind nicht die wichtigen Kinderbücher der Kindheit zumeist Bücher, die wir noch als Erwachsene mit großem Vergnügen lesen? Marec Béla Steffens schafft es mit seinen Katermärchen, endlich wieder Geschichten vorzulegen, in die Erwachsene und Kinder gleichermaßen eintauchen können.
Warum das Buch Der Straßenbahnschaffner von Venedig heißt? Ganz einfach. Es ist nach der Titelfigur eines der 27 Märchen benannt, der einzigen menschlichen Titelfigur des Buches, in der sich der ganze absurde und zugleich liebenswürdige Charakter des Buches kristallisiert. Welcher Mut und welche Phantasie gehören dazu, in der Stadt der Kanäle die Hoffnung auf ein Straßenbahnnetz zu leben.