Anita Schmuck-López - Der ewige Untertan
Der ewige Untertan
Anita Schmuck-López, Stuttgart
Ich freier Bürger
habe mich beschäftigt
mit Sklaven der Geschichte
mich berührt was sie erlitten
der Sklave längst abgeschafft
in der Geschichte begraben
lange Zeit ich gedacht.
Doch jetzt wo ich erkannt
dass jeder jemandem untertan
frage ich mich: warum ich
Welt bisher nur so verkannt –
Angst mir die Sicht verwehrt
oder Privilegien vielleicht
sich zu schnell vermehrt?
Habe Freiheit ich womöglich
zu wenig gesucht oder gar
freiwillig darauf verzichtet
zu brav zu dienstbeflissen
stets meine Arbeit verrichtet
mich an fremden Mächten
und an eigenen Schwächen
– gar am Applaus anderer
mein Leben ausgerichtet?
Habe ich zu bequem es mir
in meinem Leben eingerichtet
und mich jemandem mehr
als mir selbst verpflichtet?
Warum mich nie erhoben
sondern blind und wortlos
Obrigkeit mich unterjocht
und der Herrschaft anderer
so kampflos mich ergeben
– warum die einzigen Flügel
so sorglos zu Kapital gemacht
und von der Knechtschaft gar
zur Leibeigenschaft es gebracht
– ich ein Mensch meiner Zeit?
Ich gehe jetzt schon gebeugt
kaum noch auf mich richte
denn da Saat aufging nicht
des Lebens Last mich erdrückt
– doch soll ich mein Leben
weiter noch vergeuden Zeit
sodass ich am Ende ja gar
der untertänigste Untertan war
den es je in der Geschichte gab
– doch wer erinnert sich daran?
Doch den Geist des Untertanen
will nicht länger in mir hegen
ihn lieber streng jetzt mahnen
nicht in die eine Richtung nur
wie alle anderen zu blicken
selbst wenn sie mich richten
nicht Leben mehr gegen alle
denkbaren Risiken versichern
– zu hoch mir jetzt der Preis!
Ich will mich ab heute nur
noch mir selbst verpflichten
– Höhenflug einmal erleben.
Doch der treue Untertan tut
das was er schon immer getan
und was er am besten kann
er geht weiter gebeugt oder
kriecht keuchend am Boden
entlang der Menschheitsgeschichte
– weil er nicht anders kann!
Der Mensch er bleibt
(s)ein ewiger Untertan.