Aussteiger-Gespräche im Grend-Kulturzentrum mit einer Klasse der Helene-Lange-Realschule

Aussteigergespräch

Was passiert eigentlich, wenn Menschen in den Rechtsextremismus abdriften? Das war eine Frage, der sich eine zehnte Klasse der Helene-Lange-Realschule in Essen unter der Leitung ihrer Klassenlehrerin Frau Sigl gestellt hat. Sie hatte am 4. September 2025 die Gelegenheit, im Kulturzentrum Grend Essen einen Aussteiger aus der rechtsextremen Szene eingehend zu befragen. Und diese Chance ließen sich die Zehner nicht entgehen. Wie radikalisiert man sich? Merkt der Betreffende nicht, wie sehr er sich von seinen Mitmenschen abschottet? Dass er immer krimineller wird? Und dass nicht einmal Gefängnisstrafen ihn zur Umkehr bewegen?
Ausgiebig befragt haben die Zehner dazu „Lukas“ vom Programm Prisma des Innenministeriums NRW. Er erzählte bereitwillig, was da bei ihm passiert ist. Wie sehr er den Kick suchte, die Anerkennung der anderen! Wie einseitig er sich informierte und wie sehr er andere Meinungen ausblendete! Dass er schwarzweiß dachte und handelte, als ob er in einer Sekte war! Es war schon beklemmend zu erfahren, wie sehr für ihn Gewalt zur Sucht wurde. Dass ihn selbst die vielen zerbrochenen persönlichen Kontakte nicht zurückschrecken ließen! Beklemmend war aber auch zu sehen, wie sehr er durch rechte Szene als Held, als Märtyrer für die „Sache“, aufgebaut und missbraucht wurde!
Letztlich war es für „Lukas“ ein langer Weg, aus diesem Kreislauf der Gewalt herauszufinden. Er hat es geschafft, das naive Schwarz-Weiß-Denken zu überwinden, das die Schuld bei anderen sucht und sich selbst einfach für etwas Besseres hält. Deutlich wurde, dass jeder immer selbst für die Entscheidungen, die man trifft, verantwortlich ist. Das gilt für Situationen und Lebenswege. Eine Begegnung, die nachdenklich machte und einen Blick darauf wirft, dass man sich von rechten Parolen nicht täuschen lassen sollte!