Begeisternde Buchpremiere von Herbert Zucchi in der Nackten Mühle in Osnabrück

Was für ein toller literarischer Abend. Mehr als 50 Gäste waren vorgestern in die 'Nackte Mühle' in Osnabrück gekomen, um mit Herbert Zucchi die Premiere seines Buches ' und die Hoffnung kehrt zurück' zu feiern. Lisa Beerhues begrüßte die Gäste und insbesondere Herbert Zucchi, den Vater der Nackten Mühle. Verlagsleiter Alfred Büngen führte dann in das Werk des Autoren ein.

"Lieber Herbert Zucchi, liebe Anwesende
Es ist mir als Verleger eine besondere Freude die Premiere des Buches ‚und die Hoffnung kehrt zurück‘ an diesem besonderen Ort, mit dem sich die persönliche Biografie des Autoren vielfach verknüpft, feiern zu dürfen.
Es ist auch die Ehrung eines Menschen, von dem wir im Vorwort seines Buches lesen dürfen: „Fast 70 Jahre habe ich mich nun intensiv mit der biologischen Vielfalt befasst, sie war Gegenstand meiner Lehre und Forschung, sie hat mich in meinem Privatleben beschäftigt, sie hat mich immer wieder staunen lassen, sie hat mich oft angerührt, und ihr Niedergang in einer Gesellschaft, in der die Ökonomie Vorrang vor der Ökologie hat, ist bis heute eine schmerzliche Begleiterscheinung in meinem Leben.“
Das weitgehende Verschwinden ökologischer Fragestellungen etwa im letzten Bundestagswahlkampf und im vorgelegten Programm der Bundesregierung verdeutlicht die Berechtigung der Sorge von Herbert Zucchi, dass die Ökonomie den Vorrang vor der Ökologie erhält. Was kann ein Buch, was kann Literatur, an dieser gesellschaftlichen Weichenstellung ändern, möchte ich fragen und zugleich zwei Antworten darauf geben.
Zum einen verdeutlicht gerade dieses Buch von Herbert Zucchi in seinen autobiografischen Teilen die wichtige Frage, wie ein ökologisches Bewusstsein, ein Natur-Bewusstsein überhaupt entsteht. Herbert Zucchi wuchs wie viele Menschen seiner Generation, unter anderem auch ich, in einem dörflichen Raum mit direkter Naturanbindung auf. Die Natur war der Spielplatz seins Erwachsenenwerdens. Tier und Pflanze entwickelten sich zu Grundpfeilern seines Lebens. Hier entwickelte sich sein ökologisch und zugleich ökologisch politisches Bewusstsein. Ich ziehe den Bogen zu diesem Ort, der Nackten Mühle. Wie wichtig ist es, wenn es in unserer völlig verstädterten Gesellschaft noch Orte gibt, die Kindern und auch Erwachsenen die Möglichkeit geben, einen natürlichen Zusammenhang zur Natur zu entwickeln. Allein über die theoretische Wissensvermittlung in Schule und über Medien wird sich kein ökologisches Bewusstsein entwickeln. Natur muss geschmeckt, gerochen und gefühlt werden, um ihre wahre Bedeutung zu erfahren. Und wo könnte diese Entwicklung besser in einer Stadt, die nur noch wenig an Natur zu bieten hat, funktionieren, wie an diesem Platz, der Nackten Mühle.
Doch es gibt einen zweiten wichtigen Grund für dieses Buch. In einer Gesellschaft, in der Natur kaum noch in ihrer Wirklichkeit erfahrbar ist, kann Literatur und kann Kunst die Schönheit und Wichtigkeit von Natur für Menschen erfahrbar, zumindest erahnbar machen. Wir werden sicherlich gleich einige der Gedichte von Herbert Zucchi hören, in dem er die Schönheit und Wichtigkeit der Natur schildert, für uns also sinnlich erfahrbar macht. Die Schönheit, die Einmaligkeit und die Wichtigkeit der Natur ist eine der wichtigen Möglichkeiten, überhaupt eine Beziehung zur Natur zu entwickeln. Sie öffnet uns für die Erfahrung Natur.
Maiabend
Der Tag versinkt,
ein später Kuckuck ruft
und Abendsegler ziehen ihre Kreise.
Was Aug, was Ohr
von dieser Fülle trinkt,
ist meiner Seele wundersame Speise.

Nicht zufällig stellen bis heute Naturbilder in der Lyrik eine wichtige Form dar, um wesentliche Elemente menschlichen Fühlens und Denkens darzustellen. Noch ist die Fähigkeit der Menschen, über Naturbilder sich selbst zu erfahren nicht völlig verloren gegangen. Und Herbert Zucchi trägt mit seinen Gedichten dazu bei, diese Fähigkeit zu erhalten oder zu verstärken.
Zugleich bietet die Lyrik aber die Möglichkeit, auf die Gefährdung der Natur durch den Menschen aufmerksam zu machen.
An dieser Stelle nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Gedicht zitiert:
Wolken ziehn am Himmelszelt,
unter Hecken Blütenschimmer,
voller Hoffnung ist die Welt,
so als wäre es wie immer.
Doch es fällt auf diese Zeit
Dunkelheit.

Mir bleibt an dieser Stelle nur, mich bei dir lieber Herbert zu bedanken, für das Schaffen deines Lebens, für das Schreiben dieser Texte und Gedichte, für die Freunde, diesen Band veröffentlichen zu dürfen.
Ich freue mich sehr auf diese Lesung und hoffe, lieber Herbert, dass noch viele Lesungen und vor allem noch viele Erzählungen und Gedichte in vielen Büchern folgen werden. Die Literatur braucht die Natur, um den Menschen erfahrbar zu machen, damit vor allem auch dich, lieber Herbert, denn wie schreibst du so wunderschön:

Dass die Vögel wieder ziehen,
wenn die Sonne höher steigt,
und die Blumen wieder blühen,
wenn der Tag sich milde zeigt,
gibt mir Zuversicht und Glück
und die Hoffnung kehrt zurück."
 

Großartig dann die Musik von Ute Ratke und Rüdiger Quast, die mit dem Autoren einst ein tolles Musiktrio bildeten. Nichts haben sie von ihrem Können verlernt.

Mit einer Pause las Herbert Zucchi dann aus seinem Buch, Lyrisches und Erzählungen. Das Publikum lauschte begeistert und sparte am Ende nicht mit Beifall.

Ein toller Abend.