Celine Riesenbeck - Was siehst du?

Celine Riesenbeck (6. Platz beim 2. Vechtaer Jugendliteraturpreis)
Was siehst du?


Mein Weg ist der verregnete Pfad im Wald und der heiße Sandstrand am Meer. Mein Weg ist die verschneite Straße in der Stadt und der Hagel, der mir um die Ohren geschleu-dert wird. Und mein Weg ist der Wind, der mir durch die Haare weht.
Doch was siehst du in meinem Weg?
Vielleicht siehst du in dem Regen nur das Hilfsmittel, dir das Leid von der Haut waschen zu können. Vielleicht siehst du in dem Sand nur die Hitze, welche dir die Füße zu verbrennen vermag. Vielleicht siehst du in dem Schnee nur eine Decke der Kälte, die sich über die Stadt zu legen versucht. Vielleicht siehst du im Hagel nur die schweren Tränen der Welt und im Wind nur den Feind, gegen den du anzukämpfen hast.
Aber vielleicht siehst du in dem Regen die Möglichkeit, tanzen und schwimmen zu erlernen. Vielleicht siehst du in der Hitze des Strandes die Geborgenheit, welche dir zuvor verborgen blieb. Vielleicht siehst du in dem Schnee das Glück, etwas Schönes erbauen zu können. Vielleicht genießt du die Musik, die der Hagel spielt, und in dem Wind spürst du die Freiheit, die du nie zuvor gekannt hast.
Ich gehe meinen Weg und du kannst Schlechtes und Gutes darin sehen. Aber das ist mein Weg und ich werde ihn ge-hen.