Das Schofar erklang - Buchpremiere von Christine Metzen-Kabbe am gestrigen Abend bei Leutbecher
Die tiefdunkle, schwarze Nacht war langsam dem Anbruch eines neuen Tages gewichen. Noch war es sehr dunkel, aber das Dorf und seine Häuser hoben sich schon schemenhaft, düster und kaum sichtbar aus dem Nachtdunkel hervor. Die Menschen des Dorfes schliefen noch tief und fest, nirgendwo leuchtete ein Lichtschein aus den kleinen Fensternischen der Häuser ins nächtliche Dunkel. Die Schleier der Nacht hoben sich sehr langsam und zeich-neten die Umrisse der niedrigen Häuser dieses kleinen Gebirgsdorfes nur zaghaft deutlicher. Vorsichtig öffnete sich auf einmal die Tür eines der Häuser am Rande des Dorfes, aber kein verräterischer Lichtschein fiel aus der Tür hin-aus in die Dunkelheit. Dieses waren dunkle und gefährliche Zeiten. Zaudernd und schweigend trat eine Frau aus der Tür, schaute sich angespannt um, lauschte – aufmerksam horchend, besorgt und angstvoll – in den nächtlichen Morgen. Sie wusste: Dieses waren dunkle und gefahrvolle Zeiten.
Niemand wusste das besser als sie.
Das ist der Beginn des Band 1 des Romans 'Die Totenbeschwörerin des Königs. Die Tochter der weisen Frau', den die Autorin Christine Metzen-Kabbe am gestrigen Samstabend im Cafè Leutbecher vor Freunden, bekanten und Literaturinteressierten vorstellte. Gut 80 Minuten Lesung aus verschiedenen Handlungsstationen verdeutlichten Grundtendenzen und Inhalte des Romans.
‚Die Totenbeschwörerin des Königs‘ ist ein Roman, also eine fiktive, erdachte Erzählung – allerdings auf einem festgelegten historischen Hintergrund, dem Leben der Menschen im 11. Jahrhundert v. u. Z./vor Chr. mit ihren vielfältigen Umbrüchen und Wandlungen.
Im Mittelpunkt des Romans steht Matatjah, die die Gabe der Seher-Augen bekommt, das heißt Schicksalsverläufe voraussehen kann. Das Mädchen wächst bei Bracha, der weisen alten Frau des Dorfes auf, wird von ihr in den Aufgaben einer Seherin und Heilerin unterrichtet. Unaufhaltsam nimmt das Schicksal ihres Königs, ihres Volkes seinen Lauf. Der Krieg mit den Nachbarvölkern droht.
Eine eindrucksvolle Lesung mit viel Gesprächsstoff hinterher (Gibt es den gerechten Krieg, welche Aktusalisierungseben hat der Roman ...) sorgten für eine Buchpremiere, die in Erinnerung bleibt, zumal auch zwischendurch das Schofar erklang, die uralte Posaune aus Widderhorn.