Den Opfern ihren Namen zurückgeben/ Zum Vortrag und Buch von Timo Friedhoff am Sonntag/Bericht aus der Diepholzer
"Den Opfern ihre Namen zurückgeben"
Vortrag von Timo Friedhoff "Ende des jüdischen Gemeindelebens in Wagenfeld"
WAGENFELD (bk) Die Wagenfelder Auburg
ist am 14. September von 10 bis 17 Uhr Uhr geöffnet. Der Kulturkreis
Auburg hat das Hauptthema "Vergangenheit aufgedeckt" in den Mittelpunkt
seines Programms gestellt.
Um 14 Uhr berichtet Timo Friedhoff
in einer Power Point Präsentation über "Das Ende des jüdischen
Gemeindelebens in Wagenfeld". Der wichtigste Punkt seines Vortrags: Die
Wagenfelder Opfer der Schoah und deren Ehepartner.
Timo Friedhoff
wurde 1979 in Diepholz geboren und wuchs in Wagenfeld auf. Bereits als
Jugendlicher begann er, sich für die Geschichte seiner Familie und
seines Heimatortes zu interessieren. Seit 1997 betreut er ehrenamtlich
das Wagenfelder Pfarrarchiv. Im Jahre 1902 wurde er zum Archivar der
Gemeinde Wagenfeld berufen. Nach dem Studium der Forstwirtschaft und
Waldökologie lebt und arbeitet er in Göttingen, befasst sich aber in
seiner Freizeit schwerpunktmäßig mit der bäuerlichen Wirtschafts- und
Sozialgeschichte seiner Heimat.
An dem Thema seines Vortrags
arbeitet er schon fast zehn Jahre. Die Motivation, sich gerade mit
diesem Thema zu beschäftigen, hat verschiedene Ursachen. "Meine Uroma
war als Mädchen im Haushalt in Stellung bei der jüdischen Familie
Heilbrunn, die 1938 gerade noch rechtzeitig in die USA auswandern
konnte. Meine Familie wusste über ihr Schicksal nach der Emigration
leider nichts zu berichten."
Durch Zufall erfährt er von einem
Freund, dass seine Uroma ebenfalls bei den Heilbrunns beschäftigt
gewesen sei, der Kontakt zur Familie nie abgebrochen sei. Timo
Friedhoff schreibt nach New York und bekommt Antwort auf seine Fragen
in vielen Briefen.
In der Wagenfelder Chronik ist das Thema
jüdische Geschichte so gut wie gar nicht behandelt. Timo Friedhoff will
diese Lücke schließen. Und ganz wichtig für Timo Friedhoff:
Er
will aufzeigen, dass es auch in Wagenfeld Opfer von Diskriminierung,
Entrechtung, Willkür, Deportation und gewaltsamen Tod gegeben hat.
Seine
Suche nach Material führte ihn in Gemeinde-, Kirchen- und
Staatsarchive. Er suchte in verschiedener Literatur zur Heimat- und
jüdischen Geschichte, im Internet, befragt Zeitzeugen. Nachdem er die
zwölf aus Wagenfeld stammenden Opfer der Schoah ausfindig und alle
nötigen und erforschbaren Daten über sie zusammengetragen hatte, wollte
er nicht, dass die Ergebnisse nur einfach im Archiv verschwinden. "Ich
wollte den Opfern ihre Namen zurückgeben und die Möglichkeit, sich
ihrer zu erinnern. Denn in der jüdischen Kultur und Tradition gibt es
kaum etwas Schlimmeres, als wenn ein Toter erstens kein Grab bekommt
und zweitens sein/ihr Name nirgends mehr geschrieben steht."
Aus
diesem Grunde wird am Tag des offenen Denkmals im Anschluss an den
evangelischen Gottesdienst (um 10 Uhr in der Auburg ) mit dem Thema
"Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung" Pastorin Edith Steinmeyer
eine Gedenktafel für die damaligen jüdischen Gemeindemitglieder
einweihen.
Unter dem Titel "Wagenfelder Fragmente/die Geschichte
der jüdischen Gemeinde in Wagenfeld vom 18. bis zum 20. Jahrhundert"
werden Timo Friedhoffs Ausarbeitungen im Geest Verlag gedruckt und
rechtzeitig zum Tag des offenen Denkmals vorliegen und dann auch
käuflich zu erwerben sein. • 28.08.2008