In der lektoralen Endarbeit: Stefanie Dominguez - Damals unter Stachelbeeren
Stefanie Dominguez
Damals unter Stachelbeeren
Gedichte
Geest-Verlag 2018
ISBN 978-3-86685-685.1
Einen solch komplexen Gedichtband in so jungem Alter vorzulegen, ist eine besondere literarische Leistung, vor allem wenn er Gedichte in dieser inhaltlichen Dichte und Tiefe, in dieser eindringlichen Bildlichkeit vorhält. Dem Schmerz, dem Verlust und der gesellschaftlichen Gefährdung des Alltags setzt die Autorin in ihren Texten den unabdingbaren humanitären Willen des Lebens entgegen:
„Was fehlt,
ist keine Rettung,
sondern bloß
Bescheidenheit.“
So vermittelt dieser Band auf der Basis einer wunderbaren Melancholie den Optimismus des Lebens, gesellschaftlich und individuell. Gedichte, die einen jeden Tag begleiten können, einem Gewissheit trotz aller Unbeständigkeit geben.
Stefanie Dominguez,
1996 in Paderborn geboren, studiert zur-zeit Psychologie an der Universität Bielefeld. Bisher veröffentlichte sie lyrische Tex-te in diversen Anthologien und Lyrikbänden. Zwei ihrer Kurzgeschichten erschienen in Lehrbüchern für das Fach Deutsch des Schöningh-Verlags, eine davon eben-falls in der Lokalzeitung Neue Westfälische. Mit „Damals unter Stachelbeeren“ legt Stefanie Dominguez ihren ersten eigenständigen Gedichtband vor.
In Vergessenheit
Krank ist nur, wer Blässe trägt
wie andere Rosé
und körperliches Leiden hegt,
das man behandeln kann.
Krank ist nur, wer Schmerz erträgt
wie Soldaten ihren Kampf
und beatmet wird, ernährt,
weil er es nicht mehr kann.
Doch was, wenn mir mein Geist
immer wieder Streiche spielt?
Wenn ich nicht laufen kann,
mein Bein doch nicht gebrochen ist.
Wenn ich die Sonne nicht ertrage
und mich nicht nach draußen wage.
Wenn ich nicht essen mag,
obwohl mein Körper hungert.
Wenn ich mich selbst vergesse,
den Wohnungsschlüssel jedoch nie.