Die Osnabrücker Gesellen von 1801 erhalten endlich öffentliche Ehre und Anerkennung für ihr Bemühen

Heiko Schulze hat in seinem großen Roman 'Geplatzte Kragen' als einer der Ersten auf den Aufstand der Gesellen in Osnabrück im Jahre 1801 aufmerksam gemacht. Nun endlich zieht Verwaltung und Politik nach und will den Aufständischen ein Gedenken zukommen lassen.

 

NOZ, 1.9.16

„Gesellenweg“ durch die Gartlage
Erinnerung an blutigen Aufstand von 1801


Ein Feldweg in der Gartlage, auf dem am 13. Juli 1801 der Osnabrücker Gesellenaufstand blutig niedergeschlagen wurde, wird künftig ehrenhalber „Gesellenweg“ heißen. Außerdem werden Schilder und eine Infotafel vor Ort an die Ereignisse vor 215 Jahren erinnern.
Von Sebastian Stricker
Osnabrück. Das hat der Rat nun einstimmig beschlossen. Den entsprechenden Antrag hatte die SPD-Fraktion eingebracht. Sie unterstützte damit eine Initiative der Bürgervereine „Schinkel von 1912“ und „Schinkel-Ost“.
Was in der Osnabrücker Historie lange Zeit als alberner Streit um Kleidungsvorschriften dargestellt worden sei, sei in Wahrheit ein frühes Eintreten für Arbeitnehmerrechte und soziale Gerechtigkeit gewesen, so die SPD-Ratsfraktion in einer Mitteilung. Deshalb sei eine entsprechende Würdigung der aufständischen Schustergesellen von 1801 angebracht. Zumal es Parallelen zur Gegenwart gebe: „Wachsende Unterschiede zwischen Arm und Reich, Niedriglöhne, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, unsichere Altersversorgung und Behinderungen der gewerkschaftlichen Vertrauensarbeit in vielen Betrieben machen deutlich, wie wichtig das engagierte Auftreten von benachteiligten Menschen für ihre Interessen bis heute ist.“
Als „Gesellenweg“ soll künftig ein Abschnitt zwischen dem alten Forsthaus Gartlage am Haster Weg und dem Herrenhaus Gartlage am Gartlager Weg bezeichnet werden. Diesen Weg haben die Gesellen vermutlich genommen, als sie vor 215 Jahren aus der Stadt hinaus auf die Gartlage zogen.
Außerdem soll eine Gedenktafel aufgestellt werden, die auch einen kurzen Abriss des Osnabrücker Gesellenaufstands liefert. Als Standort kommt für die Verantwortlichen das frühere Dierkersche Kolonat infrage: ein zum Gut Gartlage gehörendes Kaffeehaus in der Nachbarschaft des Herrenhauses, aus dem sich später das beliebte und im Krieg zerbombte Wald-Restaurant Gartlage entwickelte.