Frank M. Fischer - Tränen und Traumen
Tränen und Traum
(für Seamus Heany)
Die Erinnerung kam in Böen über die Felder
Als die Gatter auf den Weiden zuschlugen
Duckte sich das Gras zu Boden und harrte aus
Die Mähnen der Pferde zerrten im Wind
Bäume berauschten sich am Angriff
aus der Luft
Das Geäst knirschte unwillig im Widerstand
Gegen eine magische Gewalt die niemand
Hatte kommen sehen
wohl aber Anzeichen
Einer umfassenden Turbulenz
einen Sog
der Ereignisse
Aus der Weise wie Blätter durch die Luft
wirbelten
wie sich Vögel in ein Geschwader
Verwandelten als sie sich wagemutig in
Einen chaotischen Luftstrom hinabwarfen
Um zu vorüberschnellenden Schatten
zu werden
vorüberzuckend wie ein Gedanke
An einen schnellen Tod
Als die Ruhe dem Sturm weichen musste
Zogen sich die Tiere in die Scheunen zurück
Hecken plusterten sich auf und standen
Parade vor den Gräben in denen sich
Das Wasser zu einem Spiegel verdunkelte
Während Wolken zu rasen begannen
Sich in immer neue Fetzen rissen
Bis der Regen auf die Wege platzte
Bis er plötzlich wie ein Vorhang über das
Feld kam und die Erde aufwühlte die
Sich in Sekunden in eine düstere Wüste
Aus Schlamm und Sumpf verwandelte
Und sich in Bewegung setzte den Hang
Hinab in Richtung Tal wo in einer
Senke das Dorf kauerte und noch nicht
Wissen konnte
dass der ganze Hügel
Ein Gemäuer unter sich barg das vor über
Zweitausend Jahren die Hoffnung auf eine
Neue Zivilisation beherbergen sollte
Und nun aufgeweckt worden war
Zeichen zu geben für uns
Die wir vergessen hatten
Dass wir selbst Teil einer
Erinnerung waren die Landschaft
werden sollte nach uns
Dass wir selbst uns talwärts bewegten
In einer Landschaft aus Schatten
Und Licht
In einem Vogelkörper
Aus Schlaf, Wachen und Traum
Aus Tier, Mensch und Gezeiten