Hannah Stehling - babyblau
Die Tür öffnet sich. Swoosh. Sie tritt hinein, einen Rucksackträger über die Schulter geschwungen.
Die Tür schließt sich. Swoosh.
Mit gezielten, schnellen Schritten läuft sie in Richtung der Damenhygieneartikel. Keine Zeit für Scham oder Unbehaglichkeit, sie hat es eilig.
In der Drogerie sind sonst nicht viele Kunden. Ein paar Damen in den Mitvierzigern stehen an der monströsen Wand von Make Up und sprühen sich Duftpröbchen von Billigparfümen auf die Handgelenke.
Die mobile Fotokabine ist aufgeklappt, davor ein junger Mann mit Vollbart auf einem Stuhl.
Er bekommt von einer Mitarbeiterin des Ladens die Linse der Kamera direkt unter die Nase gedrückt.
Sie greift zielsicher in das Regal und zieht eine rosa Packung mit Einwegrasierern von der Metallstange. Dreht und wendet die schmale Plastiktüte in den Händen hin und her, hängt sie zurück.
Sie steuert den Wasserspender an, rupft ein beschichtetes Papierhörnchen von der Sammelstelle und lässt eiskaltes Wasser aus dem Spender hineinlaufen.
Die Maschine ächzt und brummt.
Sie leert das Papphörnchen in tiefen Zügen, zerknüllt es und schmeißt es in den nebenstehenden Mülleimer.
Mit weit ausufernden Schritten geht sie Richtung Kassen. Kurz davor biegt sie in einen Gang ab, kommt mit einer Plastikverpackung wieder und stellt sich an.
„Ich wünschte meine Freundin würde daran denken mir Einwegrasierer mitzubringen.“, denkt sich der junge Mann mit dem Vollbart, der vor ihr darauf wartet, seine Passbilder bezahlen zu dürfen.
„Mein Vater hat mich auch immer zum Rasierer kaufen geschickt“, denkt die Kassiererin als sie kassiert.
Sie bezahlt, bedankt sich, nimmt ihre blauen Einwegrasierer und geht. Sie freut sich, wieder einen Euro gespart, doch ärgert sich zugleich.