Hans-Hermann Mahnken - Jahrgang 55 und Klagelied (zum Antikriegstag)
Jahrgang 55
Die Krüppel des Krieges hab ich noch geseh`n:
den schweigsamen Nachbarn mit hölzernem Bein,
das schnallte er an, und das knarzte beim Geh´n.
Im Suff sang er Lieder von Ehre und Sieg.
Verschlossene Väter hab ich noch gekannt,
verwundet im Innern und sprachlos allein,
in ihnen war etwas zu Asche verbrannt,
Besiegte und Opfer und Täter zugleich.
Ruinen und Trümmer hab ich noch erlebt,
und Mütter erzählten von Hunger und Not,
von Bomben, von Angst, als die Erde gebebt,
und vom sinnlosen Heldentod.
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Ich fürchte, die Welt schlafwandelt nicht in einen größeren Krieg, sie
bewegt sich mit weit geöffneten Augen in ihn hinein.
António Guterres (Generalsekretär der Vereinten Nationen)
Klagelied
Dies ist die Zeit der Krähen sie wehen übers Feld
und fallen ein auf Äcker die hat der Tod bestellt
Sie fliegen in die Städte dort herrscht die nackte Not
und in den Häuserschluchten heult der Sirenentod
Sie mehren sich auf Dächern schwarz rauscht es in der Luft
Noch lauert er der lange schlief in seiner Höllengruft