Kölner Stadtanzeiger berichtet über Buchpremiere von Hildegard Kohnen

Mit den Augen eines Kindes

Von Valerie Pütz, 09.09.10, 16:48h

Sirenen heulen, Wände wackeln, Glas splittert - so erlebte Hildegard Kohnen die Nacht im Sommer 1942, die ihr Leben einschneidend veränderte. Und durch die sie zu der Frau wurde, die sie heute ist.




Viele waren in die Buchhandlung Brockmann gekommen, als Hildegard Kohnen dort ihr neues Buch vorstellte. Die Brühlerin schildert darin eine Kindheit im Krieg. BILD: PÜTZ

Brühl - Kohnen war gerade mal sieben Jahre alt, als ihr Vater bei einem Bombenangriff auf ihre Heimatstadt Duisburg getötet wurde und sie mit ihrer Mutter und Schwester in ein kleines Dorf in der Eifel zog. Ihre Erinnerungen an diese Zeit hat die heutige Brühlerin in ihrem Buch „Liebesperlen und Lakritze“ festgehalten. In der Buchhandlung Brockmann stellte Kohnen ihr Buch nun der Öffentlichkeit vor.

Alle Plätze sind bereits besetzt, aber immer noch kommen neue Zuschauer in die Buchhandlung, einige haben sogar ihre eigenen Stühle mitgebracht. „Wenn Hildegard Kohnen kommt, wird es immer voll“, weiß Buchhandelleiterin Karola Brockmann inzwischen.

Bereits 2006 stellte Kohnen hier ihr zweites Buch „Wir vom Jahrgang 1934“ vor und sorgte für einen gefüllten Saal. Aus der Sicht eines Kindes schildert Kohnen in ihrer neuen Erzählung ihr Leben während des Krieges und zu Kriegsende. „Meine Kindheit war einmalig, schrecklich, grausam - aber wunderbar“, sagt Kohnen heute.

Es sind vor allem die Lebendigkeit, eine guter Schuss Humor und die liebevollen Anekdoten, die den Leser schnell an die Geschichte fesseln. Eine Welt zwischen Kindheit und frühzeitigem Erwachsensein, in der sie lernen musste, geliebte Menschen loszulassen und ihr Leben zu meistern. All dies erzählt sie aus der Sicht eines Kindes, ohne den Blick auf die damalige Realität zu verlieren. Kohnen widmete „Liebesperlen und Lakritze“ ihren Söhnen, um ihnen alle offenen Fragen zu dieser Zeit zu beantworten: „Meine Mutter starb zu früh. Dann merkt man, dass man noch so viele Fragen hat, die unbeantwortet bleiben“, erklärt die Autorin.

Die Brühlerin schreibt seit 15 Jahren biografische Geschichten, von denen bereits drei als Bücher veröffentlicht wurden. Verleger Alfred Büngen ist besonders von Kohnens ehrlicher Erzählweise beeindruckt: „Sie schildert auf sehr persönliche Weise, wie der Wahnsinn diese Krieges die tiefsten Familienstrukturen zerstörte und wie Kinder in dieser Zeit ihren Grundcharakter herausbildeten.“

„Liebesperlen und Lakritze - Eine Kindheit zwischen Stadt und Land, Krieg und Frieden“ von Hildegard Kohnen ist im Geest-Verlag erschienen, ISBN-13-978-3866852419.