Katarina Klein mit Interview über ihr Buch, ihr Schreiben, ihren Migrationshintergrund

In der neuen Zugezogen wir das komplette Interview zu lesen sein. Hier bereits einmal vorab

Interview mit Katarina Klein
Katarina Klein, wurde 1996 in einem kleinen russischen Dorf im Bezirk Omsk geboren. Ein Jahr später erfolgte der Umzug ihrer Familie nach Deutschland. Sie besuchte das Gymnasium Antonianum in Vechta, wo sie an der Schreibwerkstatt teilnahm und so den ersten Kontakt zum Kreativen Schreiben hatte. 2015 absolvierte sie ihr Abitur und begann ihr Pharmaziestudium in Münster. Hier erlangte sie im Frühjahr 2020 ihren Abschluss und schloss ein Praktikum in Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier an. Hier nutzte sie die Zeit das Buch „ Vom Glauben, Lieben und der Hoffnung  - Nadja.“ zu beenden. Die Approbation zur Apothekerin erhielt sie im Sommer 2021 und lebt und arbeitet jetzt in Münster.


Wie bist du in den Landkreis Vechta gekommen?
Der Beruf meines Vaters hat uns in den Landkreis gebracht. Da hier die Schweinezucht ganz prominent ist, hatte er als Tierarzt gute Perspektiven hier.

Warst du schon irgendwann wieder einmal in deiner ursprünglichen Heimat?
Ich war als Kind ein paar Mal dort, doch das ist leider schon ewig her. Es steht auf jeden Fall auf meiner To-Do Liste, da so bald wie möglich wieder hin zu reisen. In den letzten Jahren kam mir leider mein sehr zeitintensives Pharmaziestudium dazwischen.

Was ist dein schulischer und beruflicher Lebensweg hier gewesen? Hat deine Herkunft dabei eine Rolle gespielt?
Die Schule habe ich in Vechta besucht und danach war mir schnell klar, dass ich jetzt mal eine größere Stadt sehen muss. Ich habe schon immer gewusst, dass ich was im naturwissenschaftlichen Bereich machen möchte  und hatte mich daher für ein Pharmaziestudium in Münster entschieden. Meine Herkunft hat insofern eine Rolle dabei gespielt, da ich schnell gelernt habe, das wertzuschätzen, was man hat und, dass gute Dinge denen widerfahren, die dafür arbeiten. Immerhin mussten sich meine Eltern hier auch ein komplett neues Leben selbst erarbeiten und haben dabei keine finanzielle Unterstützung ihrer Eltern erhalten.

Warum hast du jetzt einen Roman über deine russische Großmutter
geschrieben?
Ich habe immer schon gerne meiner Oma zugehört, wenn sie Geschichten aus ihrer Jugend erzählt hat. Das war für mich jedesmal eine komplett andere Welt. Ich konnte mir dieses Leben einfach nicht vorstellen. Irgendwann kam ich auf die Idee es mal aufzuschreiben und eine Geschichte daraus zu machen, damit ich ein bisschen mehr Nähe dazu gewinnen konnte. Das ist tatsächlich schon Jahre her, aber es hat doch ganz schön viel Zeit und Kraft gekostet, bis es endlich zu dem  Roman gekommen ist. Ich wollte mit dieser Geschichte den Lesern einfach vermitteln, dass wir uns manchmal zu sehr von der Hast des Lebens treiben lassen und ganz schnell vergessen, dass es die kleinen Dinge sind , die wir wertschätzen müssen. Dass wir nicht hungrig ins Bett gehen, dass wir eine gute medizinische Versorgung hier in Deutschland haben und die Möglichkeit zur Schule zu gehen.

Wenn du noch einen Roman schreiben würdest, hätte deine
Herkunftsthematik noch weiter eine Bedeutung dabei?
 Ich denke, dass die Herkunftsthematik für mich immer eine Bedeutung haben wird und ich würde dieser auch gerne noch ein bisschen Platz geben in einem weiteren Roman. Dennoch gibt es noch viele weitere interessante Themen, die für mich persönlich eine große Rolle spielen und über die ich such noch gerne schreiben würde.

Was bedeutet Schreiben für dich?
Das Schreiben war für mich immer ein Ventil für meine Freude, meine Trauer und auch mal meinen Frust und meine Wut. Ich denke, jeder hat etwas was einem hilft, seine Gefühle und Gedanken zu verarbeiten und für mich war es eben das Schreiben. Am Anfang hab ich viel Tagebuch geschrieben, dann wurden es kleine Geschichten und dann Gedichte, die ich auch mal meinen Freunden zeigte. Das Suchen nach neuen Worten, die mein derzeitiges Gefühl beschreiben war für mich jedes Mal ein neues Abenteuer und wenn ich damit dann mal auch die Leute zum Nachdenken oder Schmunzeln bringen konnte, war mein Tag auch schon wieder gerettet.


Katarina Klein
Vom Glauben, Lieben
und der Hoffnung - Nadja
Geest-Verlag 2021

ISBN 978-3-86685-844-2                              
ca. 380 S., 14,00 Euro
Ein kleines Dorf in Sibirien, schneereiche und kalte  Winter, die Sommer trocken und heiß. Der Hunger ist allgegenwärtig. Nadja, die Protagonistin dieses Romans, wächst unter diesen Bedingungen in den Nachkriegsjahren des 20. Jahrhunderts auf und lernt im Schutz ihrer großen Familie, den Alltag zwischen Härten und Pflichten, aber auch eingebunden in Liebe und Freundschaft zu leben.