Kurzmeldung: Die Siegerbeiträge der Berner Bücherwochen 2011(Preisgelder von 2.600 Euro vergeben)

Auf einer Veranstaltung am heutigen Morgen wurden die Siegerbeiträge der Berner Bücherwochen vergeben. Der Hauptpreis wurde dabei doppelt vergeben. Hier die Kurzmitteilung, morgen ein ausführlicher Bericht.

1. ulf großmann, betten schütteln      (Siegerpreis 750 Euro)
    eine sprache wie gemeißelt, kein wort zu viel.
    der text entfaltet auf engstem raum ein komplexes familiendrama. eine ergreifende umsetzung
    des winterreise-mottos "weiter, immer weiter", die gleichermaßen durch ihre dichte metaphorik
    wie durch ihren kargen duktus besticht. fehlendes pathos wie auch die  bewusste verknappung
    effektheischender mittel befördern die eindringlichkeit -- und steigern so die möglichkeit         einer empathischen rezeption.

1. lisa wagenknecht, ohne titel        (Siegerpreis 750 Euro)
    der 23-jährigen autorin ist mit ihrer erstveröffentlichung ein großer wurf gelungen:
    die wintergeschichte, die sie erzählt, ist spannend, ergreifend -- und bewahrt ihre dunklen
    geheimnisse bis zum letzten wort für sich. weiterdenken wird so zur pflicht.

2. helga bürster, minimal death   (Siegerpreis 500 Euro)
    "jetzt merk ich erst, wie müd ich bin, da ich zur ruh mich lege": wohl kein anderer text der
    anthologie übersetzt die erschöpfung, die zum tode zieht, derart plastisch und packend wie
     dieser beitrag zu demenz und häuslicher pflege, langmut und resignation,
    liebe, verzweiflung und wieder liebe.

4. sonderpreis lyrik
    jenny schon, winterliebe (Siegerpreis 300 Euro)
    das große winterreise.thema, die stete ambiguität aller existenz wird hier verhandelt.
    bilder, die auch in ihrer zartheit überraschen, prägen sich ein; die schmerzenden brüche
    sind wohlbedacht gesetzt.

5. sonderpreis junge autoren
    alva lütt, variationen zur "winterreise"  (Siegerpreis 200 Euro)
    der freche umgang der autorin mit dem thema  belegt, wie tief sie die gedankenwelt der
     "winterreise" von müller und schubert durchdrungen hat -- und wie souverän sie ihr
    gleichwohl begegnet. ihr satz "es gibt einen unterschied zwischen einer reise im winter und
    iner winterreise" zählt zu den hellsten des buches, ihr beitrag auch deshalb zu denen, die
    viele andere 18-jährige anzustecken geeignet sind.

6. sonderpreis regionale Literatur

"Gefunden im Schnee"
von Bodo Knischewski, Brake (Siegerpreis 100 Euro)
"Bodo Knischewski zeichnet in seinem Text das beklemmende Bild einer von seelischer Pein geprägten Entwicklung eines auf sich zurückgeworfenen Menschen. Die Winter-Metaphorik, die seine Erzählung durchzieht, wird klug und stringent eingesetzt. Knischewski, geboren 1954 in Brake, gelernter Handwerker, wohnhaft in Brake, befasst sich seit den Siebzigern mit dem Schreiben. Mit seiner literarischen Qualität eignet sich sein Beitrag in besonderer Weise als  Mut machendes Beispiel für alle am Schreiben interessierten Menschen der Region."