Neues Eingangsportal auf dem Jüdischen Friedhof in Berne - Schüler gestalten Feierstunde

Neues Portal für Berner Ruhestätte
Hannelore Johannesdotter 03.12.2016

Berne. „Der jüdische Friedhof ist ein Kleinod in der Wesermarsch. Wer darüber geht, wird nicht unberührt bleiben." Davon ist der Jader Künstler Raymon Müller überzeugt. Er hat für die jüdische Ruhestätte in Berne ein neues Tor entworfen. Bodo Riethmüller vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen weihte das Portal mit einem Gebet am Freitag offiziell ein.

Nehmen in Berne an der feierlichen Einweihung des neuen Friedhof-Tores teil: Raymon Müller (von links), Bodo Riethmüller, Björn Thümler, Reinhard Rakow und Ernest Koopmann. (Hannelore Johannesdotter)

Der Friedhof am Ortsrand zu Ranzenbüttel war im Jahr 1880 vom Berner Juden Louis Koopmann gestiftet worden und bis November 2014 im Privatbesitz seiner Nachfahren. Dann ging er in das Eigentum des Jüdischen Landesverbandes Niedersachsen über. Im Mai 2015 übernahm der zehnte Jahrgang der Berner Oberschule unter Leitung von Geschichtslehrerin Cornelia Josephs die Patenschaft.

Raymon Müller war bei einer Feierstunde in mahnender Erinnerung an die Novemberpogrome des NS-Regimes gegen die deutschen Juden am 9. November 1938 auf den Friedhof aufmerksam geworden. Reinhard Rakow hatte die Gedenkveranstaltung zusammen mit Oberschülern im Jahr 2015 initiiert. Müller bot an, für das schmucklose durchgerostete Eingangstor honorarfrei ein neues zu entwerfen. Seine Skizze erfüllte dabei in schlichter aber ausdrucksstarker Weise die vom Landesverband gewünschten Vorgaben.

Zwölf Ringe und zwölf Streben symbolisieren die zwölf Stämme Israels. In zwei Ringen finden sich mit Menora, dem siebenarmigen Leuchter, und dem Davidstern zwei wichtige Symbole Israels wieder. Das Tor ist zweiflügelig. Aus gestalterischen Gründen vergrößern sich die Abstände der Streben zur Mitte hin. „Ohne die Initiative von Reinhard Rakow und Björn Thümler wäre eine Umsetzung in dieser Weise nicht möglich gewesen. Solche helfenden Hände sind nicht selbstverständlich", lobte Bodo Riethmüller bei der Feierstunde zur Einweihung des Tores in der Oberschule.

Dort begrüßte Rektor Sönke Ehmen neben den Schülerinnen und Schülern der neunten und zehnten Klassen zahlreiche Vertreter aus Politik und Verwaltung. Alle hoben hervor, wie wichtig der Friedhof sei, um sich, wie CDU-Landtagsfraktionschef Björn Thümler es formulierte, der Verstorbenen und Getöteten unter dem Naziregime zu erinnern, und die Geschichte der Juden, die viel älter als 70 Jahre sei, aufzuarbeiten. Reinhard Rakow sagte: „Nachdem wir 2000 Jahre lang die Juden verfolgt, drangsaliert und gemordet haben, können wir sie jetzt mal 2000 Jahre lang freundlich behandeln."

Unter den Besuchern der Feierstunde war mit Ernest Koopmann, der heute in den USA lebt, ein Enkel des Friedhof-Stifters. Er hörte den Schülern, die Texte zur Geschichte der Berner Juden in der Nazizeit verfasst hatten, sehr aufmerksam zu. Anna, Marcel, Kristina und Mandy hatten Sara und Ida Koopmann sowie Ella Türk ihre Stimmen gegeben und deren persönliche Schicksale in den Kontext der politischen Ereignisse gestellt. Alle Redner machten deutlich, wie wichtig es sei, in Zeiten von wachsendem Antisemitismus, auch in Deutschland, und „Zuwächsen aus der populistischen Ecke", so Reinhard Rakow, alles dafür zu tun, „die Anfänge zu bremsen". Rakow lobte hier die Schüler. „Ihr leistet Pionierarbeit in Sachen Geschichte."