NOZ mit begeisterter Würdigung der Moorgezeiten-Buchpremiere
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Geeste. Moorlandschaften inspirieren Autoren seit Langem zu faszinierenden Geschichten. Mit der Sammlung „Moorgezeiten“ haben Herausgeber Dirk Röse und das Emsland-Moormuseum in Geeste ein neues Buch der Öffentlichkeit vorgestellt, in dem Autoren verschiedener Couleur diese Landschaftsform einmal mehr würdigen.
Rund 300 Beiträge waren für das ambitionierte Projekt, das im Geest-Verlag Vechta erschienen ist, eingereicht worden. 54 Autoren fanden Berücksichtigung in dem rund 370 Seiten starken Werk, das den Begriff „stark“ wahrlich verdient hat.
Elf Autoren waren am Sonntagvormittag ins Emsland Moormuseum gekommen, um den Zuhörern in der Kulisse der Maschinentechnik-Zeitzeugen, die einst das Moor durchpflügten, aus ihren Geschichten zu rezitieren. Erster Kreisrat Martin Gerenkamp sagte, man könne aus der Qualität und Anzahl der eingereichten Stücke ersehen, dass die Landschaft bis zum heutigen Tag nichts von ihrer Faszination verloren habe. „Das Moor schlägt die Menschen nach wie vor in seinen Bann und ist eine Geschichte wert“, meinte Gerenkamp.
Geschichten und Gedichte
In der Tat reicht die Bandbreite des veröffentlichten Werks von der Naturbeschreibung über schaurig-schöne Geschichten bis zur modernen Lyrik. Der Ostfriese Frerich Ihben beschreibt, wie er einst mit seinem Vater zum Torfstechen ins Moor fuhr. Susanne Brandt erinnert in dem kurzen Werk „Anno 1933“ an einen Brief, den Sibylle Stevens als Kind im Londoner Exil von ihrem Vater Armin T. Wagner erhielt, der trotz seiner KZ-Zeit in Börgermoor seiner zehnjährigen Tochter mit gar liebevollen Worten umschrieb, was er gesehen hatte. Stevens, auch Tochter der Schriftstellerin Lola Landau, erfuhr erst später, was wirklich in den Nazi-Terrorstätten abgelaufen war.
Bewegend auch die persönliche Geschichte der anwesenden, in Rumänien geborenen Autorin Nicoletta Craita Ten’o. Nach einer seelischen Erkrankung im Alter von 13 Jahren ist sie stumm. Faszinierend-schaurig ihr Gedicht „Du ewiges Grab“, in dem sie schreibt: „Zügellos laufen Pferde über Brücken aus Gold, doch, ich will meine Freiheit und mein Schicksal, mein Wort.“ Ein Wort, das sie nicht mehr auszusprechen vermag, aber wohlgesetzt in Schriftform einmalig schön beherrscht.
Der Reichtum der Landschaft
Aus Berlin angereist war die in Lingen-Laxten geborene Schauspielerin und Regisseurin Jutta Rülander. In ihrem Werk „In nicht allzu weiter Ferne“ beschreibt sie Stina, die von Ignatz daran erinnert wird, doch endlich ihr Stück für den Januar zu Papier zu bringen. Am Abend trifft er Stina, die ohne Licht am Küchentisch sitzt. Was in der Zwischenzeit passiert ist, lohnt sich allemal, in den „Moorgezeiten“ nachzulesen.
Ein Schmankerl hatten sich Verleger Alfred Büngen und Kurator Ansgar Becker für den Schluss aufgehoben: Ruth Esther Gilmore, Poetin und Komponistin aus Hannover, las ihr „Come hither my visitor“ in englischer Sprache. „Deep in the moor rests the splendid wealth of my ancestors“ oder „Tief da draußen im Moor verbleibt der großartige Reichtum meiner Vorfahren.“ Das Moor als wahrer Reichtum der emsländischen Landschaft. So haben es auch die Autoren gesehen