Ossip Mandelstams - Petersburger Strophen - übersetzt von Andreas Peters
PETERSBURGER STROPHEN
Für Nikolaj Gumiljow
Über die Gelbsucht der Regierungsgebäude
Wirbelte lange der dunkle Schneesturm.
Ein Advokat, steigt in seinen Schlitten,
Den Mantel schlägt er um sich rum.
Die Schiffe wintern. Die pralle Sonne
Zündet der Kajüte dickes Glas.
Ungeheuerlich, wie ein Panzerschiff im Dock,
Schläft Rossia* ihren schweren Schlaf.
Und über Newa – die Botschaften versammelt,
Die Admiralität, die Sonne, Stille!
Der ganze Staat, sein steifer Purpurmantel –
Ein härenes Büßerhemd mitten von Villen.
Der Snob im Norden hat ein schweres Erbe –
Onegins alte Melancholie;
Auf dem Senatsplatz – Wälle von Schnee,
Ein Rauch, ein Bajonett, so kalt wie …
Die Jollen schöpfen Wasser und Meeresmöwen
Besuchen lachend einen Stapel Hanf.
Wo einzig Opernmänner gehn und klönen,
Mit Semmeln oder Honig-Tee, der dampft.
Im Nebel fliegen Motorenschlangen;
Und der Fußgänger, selbstverliebt, verrucht –
Der Sonderling Eugenij – schämt sich seiner Armut,
Verflucht sein Los, inhaliert den Benzingeruch!
Januar 1913, 1927
*Russland