Schreibtipp: „ae“, „oe“ und „ue“

„ae“, „oe“ und „ue“

 

Einsilbig sein heißt oft auch nicht lieb sein – zumindest im Bayerischen. Denn dort trumpft „liab“ mit zwei Silben auf. Diese Zweisilbigkeit war im Althochdeutschen noch allgemein gang und gäbe: Dort war man noch „liob“, bevor man im Mittelhochdeutschen „liep“ und neuhochdeutsch einsilbig und „lieb“ wurde. Das „e“ einstmals zweisilbiger Wörter war mittlerweile verstummt. Im Laufe der Zeit diente „ie“ ganz allgemein dazu, im Normalfall das lange und betonte „i“ anzuzeigen – also auch bei Wörtern mit langem „i“ [i:], die nie zweisilbig gewesen sind. Bei den anderen Vokalen gibt es dieses stumme „e“ dagegen nicht.

 

Wirklich nicht? Bei einigen wenigen Wörtern treten durchaus noch „ae“ (für [a:]), „oe“ (für [o:]) und „ue“ (für [u:]) als Grapheme für den langen Vokal auf, wenn auch nur noch als überlieferte Restbestände in Eigennamen, d. h. in Personen- und vor allem in Ortsnamen. Da diese Schreibung für den langen Vokal im Mittelniederdeutschen üblich war, wundert es nicht, dass solche Ortsnamen vor allem am Niederrhein, in Westfalen und Norddeutschland vorkommen. So findet sich ein solches „ae“ zum Beispiel in: „Kevelaer, Straelen, Flaesheim, Raesfeld, Schaephuysen, Laer“ usw. Auch Beispiele für ein entsprechendes „oe“ lassen sich angeben: „Soest, Oer-Erkenschwick, Coesfeld, Itzehoe, Oldesloe“ usw., auch für ein entsprechendes „ue“: „(Gelsenkirchen-)Buer, Bernkastel-Kues“.

 

aus dem neuen Duden-Newsletter

www.duden.de/newsletter.