Thalia-Anna Hampf - Brennholz
Brennholz
Was ist, wenn auch in dir Bäume wachsen, die wegen dir vergehen und alle Schmetterlinge, die darin gewohnt haben, mit brennenden Flügeln davonstürzen. Aus deinem Mund kriechen sie heraus, hinter deinen Augen schlagen sie, verstopfen deine Nase, deine Ohren – und das alles still. Deine Lungenrodung, deine Magenzerfetzung, deine mikroskopische Zerstörungswut lehnen sich so stark gegen den Wind, dass er umkehrt. Deine Augen richten sich an ein Innen, was nie jemand sehen wird, obwohl es so schön ist. Für immer beschützt vor der Kälte einer anderen Hand, nur nicht vor der Grausamkeit der eigenen, die jeden Tag ein bisschen das in den Rachen träufelt, was sie glaubt, verdient zu haben. Und dann brennt es wieder unaufhörlich und die Haut wird zu Stein. Jeder Atemzug kratzt, jeder Hilferuf nährt die Flammen und so bleibt es stumm. Nur im Innen, da knackt es ab und zu.
aus ihrem neuen Band: Teizeittreibholz