AKTUELLE ERINNERUNG

Als ich folgende Passage las „Für das imperiale Phantasma einer „Russischen Welt“, die keine territorialen Grenzen mehr kennt und überall existieren soll, wo Russen leben und Russisch gesprochen wird, ist er (Putin – W.M.) bereit, Russland mit in den Abgrund zu reißen. Niemand kann sagen, wann es aus der Trance, in die es sich von ihm hat versetzen lassen, erwachen wird.“ (Karl Schlögel „Auf der Sandbank der Zeit“, Hansen Verlag, München, 2025, S. 162), erinnerte ich mich unwillkürlich an meinen kurzen Text, den ich vor Jahren geschrieben habe:

BASTSCHUH-RUSSLAND*

Altbundeskanzler Helmut Schmidt: „Ob unter Iwan IV., Peter I. oder Katharina II, unter Stalin, Chruschtschow oder Breschnew: Trotz mancher Rückschläge ist der russische Drang zur Expansion nie wirklich erloschen. Ihm liegt ein moskauzentrischer Messianismus zugrunde, welcher der russischen Staatsidee inhärent geblieben ist.“ (aus dem Artikel von Romanus Otte im Internet)

Der russisch-orthodoxen Bigotterie verfallen, rückständig, verarmt, ungebildet wie Russland einst war, von dem fortgeschrittenen Europa unter die Arme gegriffen, zuerst zaghaft von den Franzosen, dann besonders von den Deutschen, angelockt von den unendlichen Weiten und den unermesslichen Bodenschätzen Russlands. Dadurch ist Russland allmählich prowestlich geworden, wenn auch so mancher Russe wie zum Beispiel Dostojewski dies beklagte und es trotzdem genoss, hat Russland sich das Fortschrittliche frech unter den Nagel gerissen, dann nach harter Zeit und Kataklysmen Anspruch auf Weltmacht genommen und bis heute immer noch kranke Geopolitik im Kopf bekundet.

*Лапотная Русь (lies: lapotnaja rusj, Bastschuhe-Russland); Bastschuhe waren das einzige Schuhwerk der bettelarmen Landbevölkerung Russlands, die sich keine Lederstiefel leisten konnte, womit sie die so viel bescholtene matschige russische Weglosigkeit meistern konnte, um nicht barfuß herumzulaufen. Somit stand der Bastschuh symbolisch für das bitterarme Russland.