WELT-Literaturpreis 2008 an Hans Keilson
WELT-Literaturpreis 2008 an Hans Keilson
Der 99jährige Schriftsteller und Psychologe Hans Keilson erhielt gestern in Berlin den mit 10.000 Euro dotierten WELT-Literaturpreis. Keilson ist nach Daniel Kehlmann, Rüdiger Safranski, Yasmina Reza, Amos Oz, Jeffrey Eugenides, Leon de Winter, Pat Barker, Imre Kertész und Bernhard Schlink der zehnte WELT-Literaturpreis-Träger.
„Hans Keilson beschäftigen in seinen Romanen, Gedichten und Essays bis
in die tiefsten seelischen Verästelungen hinein jene destruktiven
Impulse, die im 20. Jahrhundert wirksam wurden“, heißt es in der
Begründung der Jury. „Er umkreist in seinen dichterischen Arbeiten das
zerstörerische Prinzip aus ökonomischer, sozialer, vor allem aber aus
psychoanalytischer Sicht. Bei seinem Bekenntnis zur Trauerarbeit ist
ihm der Glaube an die Heilbarkeit des Einzelmenschen nicht verloren
gegangen.“
Hans Keilson wurde 1909 in Bad Freienwalde bei Berlin geboren. 1936
zwangen ihn die Nationalsozialisten ins Exil. Seither lebt er in den
Niederlanden. Zu seinen bekanntesten literarischen Veröffentlichungen
zählen „Komödie in Moll“ und „Der Tod des Widersachers“. Keilsons Werk
über die sequentielle Traumatisierung von jüdischen Waisen, deren
Eltern im Holocaust umkamen, gilt als bahnbrechendes Standardwerk der
Psychotherapie.
Der WELT-Literaturpreis erinnert an den Publizisten Willy Haas (1891-1973), der 1925 „Die literarische WELT“ gründete.