Mayr, Thomas M.: Zwiesam
Mayr, Thomas M.:
Zwiesam. Gedichte.
Geest-Verlag, Vechta, 2007
ISBN 978-3-86686-072-9
11 Euro
Intensiv
Über mir die Decke
leichenblaß die
Zeit im Haus der Schnecke
bloß Gedankenonanie
der Galgen hoch dort oben
höhnend als Dreifaltigkeit
und von dort droben
tröpfelt lautlos meine Kraft derzeit
durch transparente Därme
sickert gelbe Hoffnung und
die Körperwärme
kriecht durch Nase Glied und Mund
mal vorwärts oder auch
hinweg entkrümmen Würmer sich
als sei mein Bauch
mein Leib ein Nest das mich
gebiert und schlangengleich
sie mich umgarnen kosen denn im Außen
drängen Horden schattenbleich
und Flimmern Blinken Brummen nicht weit draußen
Schimmern Stinken Summen prallt von jeder Wand
doch schiffchengleich durch dies Gewebe
gleitet deine so vertraute Hand
- durch die ich lebe.
Der
Inhalt des Buches von Thomas M. Mayr erklärt sich im Wesentlichen
bereits durch die Kapiteleinteilung: einsam, zweisam, zwiesam, dreisam
und dann?
Das
Verhältnis des Menschen zu sich selber, zu seiner Individualität, zu
seinen Mitmenschen und zur Gesellschaft wird in seiner
Vielschichtigkeit durchleuchtet. Bemerkenswert dabei die sprachliche
und zugleich inhaltliche Vielschichtigkeit des Autoren, die dabei
deutlich wird: „das wahre gedicht ist tief / und in der tiefe / lauern
kraken / die wollen bezwungen sein". Mayr führt den Leser mittels
seines Spiels mit der Sprache durch diese Tiefen, schafft Eckpunkte,
ermöglicht dem Leser Bekanntes, plötzlich in neuer Wendung zu sehen.
„Genug ist nicht genug / und wenn die Zunge Blasen schlägt /und man im
Schlaf noch Akten trägt /der Acker bricht den Pflug/."
Farbige
Abbildungen von Suzanne Beaujean-Adam, Corinna Buchholz, Kathrin
Leopolder, Helmut Ried und Eckhard Schiele vertiefen - jeweils zur
Einleitung eines Kapitels die Inhalte.
Ein Band, der tatsächlich für jeden Leser und Hörer Inhalte bereithält.