Kreiszeitung berichtet über Helga Bürsters neue Führung in Bremen als Gesche Gottfried
Engel" mit "Mäusebutter"
′Das Gift der Gesche Gottfried′: Verein ′Kultur vor Ort′ konzipiert neuen Stadtrundgang
BREMEN "Der Stab ist gebrochen,
das Urteil ist gesprochen. Mensch, Du musst sterben", besiegelte
Bremens Senator Droste 1831 das Todesurteil über Gesche Gottfried. Sie
vergiftete 15 Menschen, alle aus ihrem engsten Familien- und
Freundeskreis. Der Gröpelinger Verein "Kultur vor Ort" bietet nun einen
Stadtrundgang auf den Spuren der "Giftmörderin" an.
Helga Bürster geleitet, optisch ganz im Stil der Gesche Gottfried,
ihre Gäste vom Dom in die Pelzerstraße. Dort wurde Gesche Gottfried
1785 geboren, als Tochter einer Schneiderfamilie in ärmlichen
Verhältnissen. Die Hochzeit mit einem Sattlermeister bedeutete daher
einen gesellschaftlichen Aufstieg.
Der Weg führt weiter über die
Sögestraße zu den Wallanlagen. Auch das Leben von Gesche Gottfried
nimmt seinen weiteren Lauf: Ihren ersten Mann tötete sie, denn er
trank. Ihre Kinder tötete sie, um den zweiten Mann heiraten zu können.
Den zweiten Mann tötete sie, weil er sie nicht zur Frau wollte. Ihre
Opfer starben mit Hilfe von "Mäusebutter", Fett, das mit Arsen versehen
wurde. So wurden früher Ratten und Mäuse bekämpft. Entdeckt wurde
Gesche Gottfried, als ihr Vermieter kleine weiße Kügelchen in seinem
Schinken entdeckte - das Mäusegift Arsen. Sie wurde verhaftet und drei
Jahre später auf dem Domshof hingerichtet. Und dass, obwohl sie nur auf
"die Stimmen in ihrem Kopf" gehört hat.
"Was wir herausstellen
wollen, ist, dass Gesche Gottfried psychisch krank gewesen ist.
Wahrscheinlich hörte sie Stimmen. Ärzte und Öffentlichkeit konnten das
zur damaligen Zeit nicht erkennen", sagt Dr. Lutz Liffers. Er ist
freiberuflich im Kulturbereich tätig und hat den Text für den
Stadtrundgang verfasst. Doch das ist noch nicht alles: Man nannte
Gesche den "Engel von Bremen" - sie kümmerte sich rührend um ihre
leidenden Opfer. Auch das ist eine Krankheit: Die Betroffenen fügen
anderen Menschen Leiden zu, um sich um sie zu kümmern -
"Münchhausen-Stellvertretersyndrom" heißt das. Die damalige Zeit habe
mit ihren Veränderungen viele psychische Erkrankungen hervorgebracht,
die als solche nicht erkannt wurden, berichtet die Giftmischerin dem
Auditorium.
Helga Bürster leitet seit über zwei Jahren den
"Nachtwächterrundgang" des Gröpelinger Vereins. "Heute war mal eine
ganz andere Her ausforderung. Ich war ein bisschen aufgeregt, aber es
hat mir Spaß gemacht", resümiert sie nach der gelungenen Premiere.
"Kultur vor Ort" entführt Bremer und Gäste in eher unbekannte Ecken der
Stadt. "Eine schöne Runde, gerade im Sommer", findet auch
"Kultur-vor-Ort"-Geschäftsführerin Christiane Gartner.