Die Luft zum Atmen

Mir scheint,
als sei es gestern gewesen,
als ich noch wusste,
wie mein Morgen aussehen würde,
denn in dir hatte ich
mein Morgen gefunden.

Jeden Abend schlief ich
in deinen Armen ein
und freute mich täglich
auf den Morgen,
an dem ich erneut
in ihnen aufwachen würde.

Deine so unerschütterliche Liebe
und Geborgenheit ließ mich
mit Freude und Sicherheit
in den nächsten Tag gehen
ich wusste, deine Hand
würde meine niemals loslassen.

Von dir habe ich gelernt,
auf andere zu achten
und Gefühle wahrzunehmen,
anstatt meine
gewaltsam und egoistisch
durchzusetzen.

Von dir habe ich gelernt
anzunehmen,
ohne zu vergleichen.
Von dir habe ich gelernt
zu geben, ohne dafür
etwas zu verlangen.

Von dir habe ich gelernt,
ich muss dich nicht
eifersüchtig machen,
um dir klar zu machen,
dass du auf mich
achten sollst.

Von dir habe ich gelernt,
alte Enttäuschungen
beiseite zu legen
und neu zu vertrauen,
ja, mich selbst wieder
anzunehmen.

Doch du zeigtest mir auch,
wie es sich anfühlt,
wenn alle Hoffnung
auf Morgen
mit einem Schlag
zerschmettert wird.

Durch dich weiß ich,
wie es sich anfühlt,
wenn die Enttäuschung
den Körper durchdringt
und einem fast
die Luft zum Atmen nimmt.

Deine Hand ließ
die meinige los,
und ich weiß,
ein Morgen wird es
mit dir
nicht geben.

Kathrin Gerwarth (20 Jahre)