Ronja Dierks und Hannah Kleinhaus - Der Kohlekönig (Jugendliche melden sich zu Wort am 21. Februar)

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Der Kohlekönig

Es lebten einst ein König und eine Königin tief im Westen in einem rosa Ruhrschloss in ruhiger Lage mit großen runden Räumen und roten Ranken, die bis zu den rosa Rollladen hinauf ragten. Sie hatten fünf Töchter, und jeder gehörte ein privates, prunkvolles Gemach.

Die älteste Tochter Dora interessierte sich sehr für Kunst und Musik. Dem entsprechend dekorierte sie ihr Gemach.
Der zweiten Tochter Diana gehörte ein Zimmer im Erdgeschoss mit direktem Durchgang zum Garten, in dem sie viele Tiere hielt. Denn sie war sehr tier-lieb. Am liebsten waren ihr die drei Delphine Do-mingos, Duly und Dunet.
Die liebste Beschäftigung von Prinzessin Elisabeth, der dritten Tochter, war es zu essen. Sie war kein entzückendes Engelchen, sondern die emanzipierte Elisabeth, die oft für ihre Familie kochte. Ihr Lieb-lingsmenü war Endiviensalat, dann Ente, gefüllt mit Esskastanien auf Erbsenbett und zuletzt Eis mit erntefrischen Erdbeeren.
Die vierte Tochter Beatrice war sehr begabt im Tanzen und Theaterspielen. Sie hatte zusätzlich zu ihrem Zimmer noch einen zart eingerichteten Tanz-saal.
Die jüngste Tochter Marie, die ihrer Mutter am liebsten war, lebte in dem größten Gemach, das mit vielen Spiegeln und Schränken voll mit Kleidern und Stapeln von Schmuck eingerichtet war. Sie kleidete sich stets stilvoll und stolzierte mit ihren Stilettos durch das ganze Schloss.

Das Ruhrgebiet war reich an Kohle und König Ru-dolph in Geldsorgen, denn er wollte seinen Töch-tern und seiner Frau Ramona jeden Wunsch erfül-len. Um die Gemälde, Aquarien, exotischen Früch-te, neuen Tanzschuhe, Pelzmäntel und Romane be-zahlen zu können, brauchte er eine Geschäftsidee: Er wollte die Kohle im Ruhrgebiet abbauen und in die ganze Welt exportieren. Er sandte eine Bot-schaft an alle jungen Männer, die Arbeit suchten, in der er sie dazu aufrief, ins Ruhrgebiet zu kommen. Und wie es nicht anders zu erwarten war, folgten viele Menschen seinem Aufruf. Das kleine König-reich von Rudolph wuchs und wuchs.

Die älteste Prinzessin Dora verliebte sich in Dario, einen Bierbrauer. Er hielt bei König Rudolph um ihre Hand an, und sie heirateten. Nach den Flitter-wochen zogen sie in einen bescheidenen braunen Bungalow, der einige Meilen entfernt vom Ruhr-schloss lag. Und alle Leute, die wie Dora Kunst und Musik schätzten und Darios´ Bier tranken, folgten ihnen. So entstand Dortmund.
Auch Diana wollte nun heiraten. Sie hatte einen Seemann kennen gelernt, dessen Name Dieter war. Ihre Flitterwochen verbrachten sie am Südpol mit den putzigen, pelzigen Pinguinen. Sie siedelten sich dort an, wo die Ruhr in den Rhein fließt. Diana machte einen großen Tiergarten auf, und Dieter nutzte die Verbindung zwischen Ruhr und Rhein und baute einen großen Hafen. Sie nannten ihre Stadt Duisburg.
Elisabeth hatte sich in den Gewürzhändler Edelbert verknallt. Sie eröffneten zusammen die kulinarische Sensation „Edelbeth“, ein Feinschmeckerrestaurant. Viele Menschen gingen mit ihnen, um Elisabeths sensationelle Küche zu genießen. Und die Köchin nannte ihre Stadt – wen wundert es – Essen.
Die vierte Tochter Beatrice heiratete den berühm-ten belgisch-bayerischen Bühnenbauer Bernhardt. Sie gründeten ein Schauspielhaus in der Stadt, die sie Bochum nannten.
Als letztes wollte auch Marie eine gute Partie ma-chen und heiratete Martin, der ein megamäßiger Modedesigner war, Von nun an wohnten sie zu-sammen am malerischen Mühlsee in ihrer Stadt Mühlheim.

Das Ruhrgebiet wurde größer und schöner, und die Enkelkinder von Ramona und Rudolph von Ruhrge-biet sorgten dafür, dass es sich noch weiter aus-breitete. Sie gründeten viele neue Städte, und so entstand das Ruhrgebiet. Ob ihr´s glaubt oder nicht.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann begegnet ihr vielleicht noch heute einem Echten von Ruhrge-biet.

Ronja Dierks ( 15 Jahre )
Hannah Kleinhaus ( 14 Jahre )

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