"grenzwertig" - Ausschreibung des Feuilletonmagazins Schreibkraft (15. Mai 2010)
„schreibkraft“ in Graz. Für seine 20. Ausgabe, die im Sommer 2010
erscheinen soll, sucht das Magazin Beiträge zum Thema „grenzwertig“.
Gefragt sind Reportagen, Essays und feuilletonistische Betrachtungen,
die sich auf literarisch ansprechende Weise mit den Wertigkeiten von
Grenzen und Grenzen von Werten beschäftigen.
Als der britische Autor Thomas de Quincey Mitte des 19. Jahrhunderts in
einem Essay den „Mord als schöne Kunst betrachtet[e]“, stellte er
gültige Grenzen von Ästhetik und Ethik auf den Prüfstand. Wahrer, guter
und schöner Herzensbildung wurde damit Adieu gesagt, künftig konnte
Katharsis auch im Theater der Grausamkeiten oder beim
Death-Metal-Konzert gefunden werden. Gleichzeitig ging zu Lebzeiten de
Quinceys das Prinzip Nationalstaat auf die Reise, und die politischen
Ideen des frisch emanzipierten Bürgertums wuchsen sich zu Ideologien
aus. Das war vor rund 150 Jahren. Im Rückblick sehen wir ganz klar,
welch katastrophalen Folgen die Übertreibung von Ideologie und
Nationalstaatgedanke gebracht haben und welche Grenzen eine nach der
anderen dabei überschritten wurden. Nur in der Gegenwart tun wir uns
schwer, die Konturen des Politischen, Kulturellen oder auch des
Alltäglichen auszumachen und Wert-Grenzen zu sehen.
Die Frage ist: Wo zeichnet sich aktuell jenes Grenzüberschreitende ab,
mit dem man den Begriff „grenzwertig“ positiv in Verbindung bringen
könnte? Wo sind die Grenzen zum Ungeheuerlichen, aber auch zum
Lächerlichen zu ziehen, das uns das Grenzwertige zur Schauergeschichte
einerseits und zur Farce andererseits macht? Gibt es im Zeitalter des
laissez faire noch gesellschaftlich relevante Grenz-Überschreitungen,
hat der große Skandal noch eine Chance oder verkommt er zur Erregung im
Privatbereich?
Veröffentlichte Texte werden honoriert.
Einzureichen ist ein bisher unveröffentlichter Text (Arial, 12
Punkt, 1,5 Zeilenabstand, Seitenzahlen) mit Name und E-Mail-Adresse des
Bewerbers in der Kopfzeile.
Die Beiträge sollen nicht länger als 18.924 Zeichen inkl. Leerzeichen
sein (Vermerk der Länge des Textes am Ende des Dokuments).
elektronisch an: schreibkraft@mur.at