Schreibwerkstatt
Marie Klever

Okay, als ich dort ankam, klopfte mein Herz wie wild. Ich hatte
zittrige Knie und mein Magen schnürte sich zusammen. Es waren schon welche da. Ich sagte ihnen meinen Namen, mehr nicht.
Hauptsächlich, weil ich nicht wusste, was. Wenn mich heute, nur ein
paar Tage später, jemand nach der Schreibwerkstatt fragt, erwähne ich
das oben Geschriebene nicht mit einem Wort. Nicht, weil es mir peinlich
ist, nein, sondern weil es so belanglos geworden ist. All das, was
danach passierte, schiebt es einfach völlig in den Schatten. In den
vier Stunden lernte ich mehr über mich selbst, als sonst vielleicht in
einem ganzen Jahr.
Mich interessierte, was die anderen schreiben und was sie von meinem
Geschriebenen hielten. Ich wollte so viel hören und sagen, so viel
schreiben und lesen. Wie ein kleines Kind, das den ersten Schultag
durchlebt.
Ich wollte die Leute kennen lernen, mit ihnen reden, und was ich kennen lernte, war toll.
Ein Text mit Alliterationen? Kann ich nicht, hätte ich eigentlich
gesagt. Hab ich aber nicht. Ich hab einfach losgeschrieben, es einfach
ausprobiert. Über die Liebe? Keine Ahnung! Und doch – es ging!
Als ich die Schreibwerkstatt verließ, klopfte mein Herz immer noch.
Aber nicht mehr vor Angst, sondern vor Freude.