Sparmaßnahmen

Im „Treff“ war niemand drauf erpicht,
dass Kurt kam, soff, die Welt erklärte.
Die Barfrau übte gern Verzicht,
wenn er beim Bier sie heiß begehrte.

Mit ihm war in der Tat nichts los.
Von seinen Eisenbahnmodellen
er schwärmte. Doch man gähnte bloß,
und mochte ihn das auch verprellen.

Vor Kurzem kam er in den „Treff“,
zurück vom Urlaub aus dem Süden.
Es mimten Gäste, Barfrau, Chef,
als sie ihn sahen, gleich die Müden,

doch Kurt hob an: „Im Land am Meer
war´s wettertechnisch schön gewesen.
Doch all die Armut, bitte sehr,
ist selbstverschuldet! Und genesen

sie können in solch Ländern nur,
wenn sie mal richtig sparen lernen!“
Und Kurt empfahl ´ne Einsparkur:
„Es braucht Entsagung statt Tavernen!

Ich hab´ es ihnen demonstriert,
aufs Trinkgeldgeben stets verzichtet,
den Gruß gespart ganz ungeniert,
doch damit wenig ausgerichtet.

Im Grunde sind sie doch nur faul
und haben keine Lust zum Sparen!“
Kurt sprach´s, bestellt´ für sich und Paul
zwei halbe Liter und ´nen Klaren.

Im „Treff“ war niemand drauf erpicht,
dass Kurt das Sparen hier erklärte.
Die Barfrau wunderte sich schlicht,
als er sein achtes Bier verzehrte.

Erleben Sie Kurt auch in meinen Balladen „Verlustschmerz“ (in „Aus Küche und Kiez“) und „Vier Wochen Lebensglück“ (in „Balladen und Ballaststoffe“)!
Berlin, 27.7.2012

Dieter Wöhrle
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