Mein Weg begann in Togo

Als ich acht Jahre alt war, gab es Krieg in Togo. Meine Cousine und
ich aber wussten noch nichts davon. Und so machten wir uns fertig, um
zur Schule zu gehen. Draußen war niemand zu sehen. Als wir an der
Schule ankamen, war diese geschlossen. Kein Mensch war da. Waren wir zu
früh, oder fiel die Schule aus? Wir mach-ten uns wieder auf den Rückweg.
Da sahen wir plötzlich ein olivfarbenes Auto. „Was ist denn das für ein
Riesenfahrzeug?“, fragte meine Cousine. „Da sind Soldaten drin!“, rief
ich. „Die schlagen die Leute, wenn sie sie sehen, und werfen
Rauchbomben!“ Wir rannten in ein Haus, das einer Freundin meiner Tante
gehörte, doch sie jagte uns weg. Wir hatten große Angst. Da kam ein
Soldat. Er hat uns aber nichts getan, sondern uns geschützt und nach
Hause gebracht.
Draußen war ein schrecklicher Lärm. Bis 18 Uhr. Dann sind wir für
längere Zeit zu unserer Oma aufs Dorf gefahren. Dort mussten wir auf
eine andere Schule gehen und sogar im Garten arbeiten.
Nach drei Monaten kamen wir zurück in die Stadt und sind wieder in
unsere alte Schule gegangen. Das war in Lome. Wir hatten inzwi-schen
eine Prüfung verpasst und mussten des-halb eine Klasse wiederholen. Da
sagte mein Vater: „Ihr könnt nach Deutschland fliegen.“ „Europa!
Hurra!“ Ich freute mich sehr, denn ich dachte, dass ich mit meiner
Schwester und meiner Cousine fliegen würde. Wir würden wegkommen vom
Krieg und der Armut. Aber nur meine Schwester und ich sollten fliegen.
Ich war sehr unglücklich, und meine Cousine war sehr traurig. Ich
machte mir so meine Ge-danken: „Wie sieht Deutschland aus? Wir
flie-gen! Wohin eigentlich genau? Lieber Gott! Liegt Europa auf einem
anderen Berg?“
Eine Woche vor dem Abflug plagten mich wie-der die Gedanken: Wir müssen
fliegen, doch ich will gar nicht mehr! Ich will meine Cousine, meine
Freundinnen, meine Kameraden und meine Schule nicht verlassen! Mein
letzter Schultag war sehr traurig. Wie würden meine Wege in Deutschland
sein? Lang? Kurz? Aufre-gend? Ich hatte keine Ahnung und war voller
Erwartungen. Ich kam schließlich nach Essen in Nordrhein-Westfalen.

Yovoka Homekpo ( 15 Jahre )