Heinrich Rahn - Autor wird vom Wiesbadener Kurier mit seinem literarischen Schaffen vorgestellt

Begegnung mit einem Autor

http://www.wiesbadener-kurier.de/region/wiesbaden/stadtteile/dotzheim/13197908.htm

22.06.2013 - DOTZHEIM

Von Anja Baumgart-Pietsch

LESUNG Heinrich Rahn verarbeitet in seinen Büchern auch Themen aus Russland

 

Nicht alles habe er selbst erlebt, sagt Heinrich Rahn. „Vieles, was ich beschreibe, sind Erlebnisse meiner Eltern oder anderer Verwandter.“ Doch der im Wiesbadener Sauerland lebende Autor russlanddeutscher Herkunft weiß: „Erst durch Fantasie wird ein Text zur Literatur“. Er wolle nicht einfach autobiografisch schildern, wie sein Leben verlaufen ist, obwohl seine Biografie genug Stoff dafür bietet.

1990 nach Deutschland

Rahn, geboren 1943 in der Ukraine, ist der Sohn einer Familie, die im 19. Jahrhundert aus dem Danziger Raum nach Russland einwanderte. Im Krieg sollte sie zunächst nach Deutschland evakuiert werden, wurde dann aber kurz vor dem Ziel von den Russen eingeholt und nach Sibirien verschleppt, wo Rahn mit seinen Eltern, Geschwistern und einer alten Tante einen entsetzlichen Hungerwinter erlebte. Später erfolgte noch einmal eine Umsiedlung nach Kasachstan. 1990 schließlich kam Rahn nach Deutschland und arbeitete bis 2001 als Bauingenieur in Frankfurt.

Schon immer literarisch interessiert, vor allem an der deutschen Literatur, las er viel und begann auch selbst zu schreiben. In Deutschland absolvierte er ein Fernstudium „Belletristik“ und ließ sich vom Wiesbadener Autor Peter Gogolin beraten. 2008 erschien dann sein erster Roman, „Der Jukagire“, eine Abenteuergeschichte, eingebettet in die Zeitgeschichte des sowjetischen Kosmos mit seinen politischen und ideologischen Abgründen.

Rahn stellte das Buch damals im Sauerland vor, „es gingen bei der Lesung gleich 100 Exemplare weg“, freut er sich. Mit „Aufzug Süd-Nord“ hat er 2011 ein neues Buch vorgelegt, das in Kasachstan spielt, aber ans Fantasy-Genre angelehnt ist. In der kasachischen Steppe begegnen die Protagonisten mystischen Figuren und außerirdischen Intelligenzen. Daneben schreibt Rahn Kurzgeschichten, Gedichte, „nicht jeden Tag, aber die Fantasie ist jeden Tag aktiv“. Seine Figuren, sagt er, entwickelten ein echtes Eigenleben, nachdem er sie einmal erdacht hat. „Man kann versuchen, eine Geschichte zu planen, aber die Figuren verselbstständigen sich dann“, erzählt er aus seiner literarischen Praxis.

Gerne würde er sein Schaffen einem größeren Publikum vorstellen, obwohl seine Lesungen im Sauerland, bei denen seine Frau und seine Tochter für Bewirtung sorgen, immer viele Zuhörer finden. „Im Literaturhaus wollte man mich nicht, dort sollen nur bekannte Autoren lesen“, bedauert Rahn, der sich oft an Literaturwettbewerben beteiligt. Jetzt las und diskutierte er im Rahmen des „Sommers der Begegnungen“ in der evangelischen Erlösergemeinde im Sauerland. Sein nächstes Buch ist dann doch eine Art Autobiografie, er hat es bereits in Arbeit. „100 Seiten sind schon fertig“, sagt Rahn, der besonders mit seinen feinsinnigen Naturbeschreibungen Anklang bei seinem Publikum findet.