KAPITEL I
DIE REISE


In dem Zimmer war die Leere die letzte Hürde, die überwunden werden musste. Die Wohnung war leer. Die Wohnung war leergeräumt, und die Gegenstände, die nicht mehr im Weg standen, standen im Weg. Sie schaute aus dem Fenster nach einem Objekt, einem festen Körper. Die Gier, die Sucht nach Fülle überkam sie wie die Lust aufs Sterben. Die leergeräumten Lager ihres Gehirns sendeten Stromschläge zu den Muskelfasern. Sie schaute sich ihre Fingernägel an, unter deren weißen Panzern die Quellen der Kapillaren nicht mehr flossen.
„Was bleibst du so stehen? Es ist Zeit zu gehen!“, sagte er. Er. Er sagte es. Er rief es. Er meinte es. Er entschied es. Er tat es. Er befahl es. Er führte. Er hatte die Macht über sie.
Sie erschrak, rieb sich nervös mit der Faust die Nasenspitze, die kühl war. Ihre Gesichtszüge eckten. Die Blässe der Haut verwirrte. Eine kurze Spiegelung in der grauen Fensterscheibe zeigte sie demontiert.
Sie hielt inne und schaute sich den fülligen Körper und den schwarzen Haaransatz an. Die angeschwollenen Adern des Halses. Die Abtrennung zwischen Haus und Garten.
„Kommst du?“, spannte er den Bogen zwischen Wirklichkeit und Sinnlosigkeit.
Doch sie bewegte sich kein Stückchen weiter.
„Kommst du?“, rief er ihr noch mal zu, diesmal noch lauter.
Sie setzte sich im Schneidersitz auf das Linoleum des Bodens.
Seine Schritte galoppierten hastig in ihre Richtung. Sie versteckte ihre Ohren in den Handflächen. Als Nächstes zog eine Kraft mit zehn Stacheldrahtfingern an ihrem Ganzen und schleppte sie wie eine Decke hinter sich her.
Ein letzter Blick aus dem stinkenden Wagen. Die Vergangenheit lag wie die Zukunft zurück.