28.11.2024 - aktueller Autor - Wendelin Mangold
Wendelin Mangold wurde in der ehemaligen Sowjetunion geboren, wo er gelebt, gearbeitet, studiert und viele Jahre danach Deutschlehrer ausgebildet hatte, bis er 1990 nach Deutschland übersiedelte und anschließend 17 Jahre bei der Seelsorge für Spätaussiedler als Sozialarbeiter tätig war. Somit war er doppelt von der Aussiedlerproblematik betroffen: als Person selber und durch die langjährige Betreuung seiner Landsleute. Die Gefühlslage der Aussiedler ist ihm daher besonders vertraut.
Seine besondere Begabung, kreativ, wortwitzig und originell zu schreiben und sich sprachlich, inhaltlich und formbewusst auszudrücken, macht den Reiz seiner poetischen Texte aus.
Veröffentlichungen im Geest-Verlag
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Musst mir meine Banken
Doch lassen stehn
Und meine Villen, die du nicht gebaut,
Und meine Autos,
Um deren Marken
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Steuern
Und Spenden
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht die Bürger
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
Nicht wusste, wo aus noch ein,
Kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Börse, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Bitte,
Ein kaltes Herz wie meins,
Sich der Banker zu erbarmen.
Wer half mir
Wider des Finanzamtes Übermut?
Wer rettete vor dem Staate mich,
Vor Steuerhinterziehung?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig kaltes Herz?
Und glühtest jung und gut,
betrügend, Rettungsbank
Dem Schlafenden da droben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Betrogenen?
Hast die Tränen gestillet
Je des Geprellten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Kunden und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In die Wüste fliehen,
Weil alle meine
Geldträume reiften?
Hier sitz ich, forme Maneger
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leben, zu trachten,
Zu konsumieren und zu prassen,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!