26.11.2021 - aktueller Autor - Anne Abelein

Anne Abelein, Herrenberg
Spaziergang 2050


Sei Du gegrüßt, bereinigte Flur, blühender Au
verbleibender Zipfel,
Sei Du Sonne gegrüßt,
die ihn so sengend bescheint,
Euch auch grüß ich, tosende Winde
und schäumende Flüsse,
die unermesslich Euch ausgießt
bis an den weichenden Wald.
Zweifelhaft, dass sich ein Schmetterling
wiegte auf schütterem Wipfel
Und der Lerche Gesang schallt
 höchstens auf YouTube,
Ausgesummt hat die Bien‘,
doch wuselt‘s auf Klimas geschäftigem Gipfel,
Man lobt über den grünenden Klee
wachsweichen Beschluss,
Ameisenroboter schwärmen um
Deiche und Brandschutz-Wälle,
Stückwerk für wenige. –
Wohl, wer einen ehernen hat.
Sieh, rund um den Globus machen
angstvolle Krabbler die Flatter,
Weg vom bräunenden Wald
hin zum grünen Gebirg
Flüchten in Flitzern und Nussschalen
über Länder und Meere
Hin zu olympischen Massiven,
noch fruchtbar und kühl.
Doch auf Ceres‘ Höh entbrennt
hitziger Kampf um die Waben,
Mit dem rutschenden Kurs
stürzen Schutzsuchende ab.
Wut flutet uferlos,
an den Mandibeln packen den Freund seine
Nächsten, aufstachelt er
seine Komplizen im Netz,
Man marschiert statt spaziert
bis aus anschwellenden Sängen
Sich jäh löst eine Drohne;
schwarz-gelb strahlt
die todbringende Fracht. –
Ach, trögen die drückenden Träume!,
löste reizender Streit sich in Anmut nur auf!,
Ach, machten wir kehrt!,
was hilft ein Alleingang dem irrenden
Wandrer? – Sonne Homers,
noch scheinst Du uns.