Bassam Sbeih: DER WEG DES WAISEN

Hördatei: 

DER WEG DES WAISEN
Bassam Sbeih

Ich gehe meinen Weg, ein sehr schweres Schicksal wurde mir auferlegt.
Von klein auf ganz allein, ohne Eltern, mit nichts, bin ich allein in der Finsternis. Ein schwerer Kampf beginnt für mich, keine Spur eines hellen Lichts.
Trauer und Schmerz umgeben mein Herz. Meine Augen sind offen, doch alles ist dunkel, ich kann nichts sehen, ich schau zurück, fang an zu verstehen.
Zu Hause nur Leid und Schmerz, Angst und Trauer, Wut und Hass, es macht mich rasend.
Ich versuche, die Tür meines Zimmers zu öffnen, doch sie geht nicht auf, denn der Schlüssel fehlt. Es ist dunkel, plötzlich so kalt, ein Luftzug, ich fange an zu schreien. Aus irgendeinem Grund trete ich die Tür ein. Jetzt bin ich drinnen in meinem Zimmer – Gewimmer, ich zittere.
Ich sehe mich um, meine Blicke erkunden jeden Winkel. Es ist mein Zimmer, aber ich frage mich trotzdem: Wo bin ich?
Einsamkeit umgibt mich, ein leeres Gefühl. Mir fehlt die Geborgenheit. Der Wunsch nach Wärme, Liebe, Glück – von all dem fühle ich nichts.
Tausend Gedanken durchfließen mich: Jetzt weiß ich, wo ich bin! Im Heim – und wie immer ganz allein.
Man sagt, ich sei ein Waise, und erzählt mir die lange Geschichte meiner Vergangenheit. Ein schweres Schick¬sal wurde mir auserkoren.
Es ist schwer, alles ganz allein zu machen, und dann noch dieses falsche Lachen, das ich oft benutze, um meine Trauer zu verbergen. Ich fühle mich, als wäre ich der Einzige auf Erden.
Alles wird plötzlich rot, überall mein Blut. Es tut so weh, ich fange an zu weinen.
Ich werde geschlagen, mit dem Gürtel auf den Rücken, mit den Schuhen ins Gesicht, mit der Stange, mit dem Messer in den Bauch gestochen, fast trifft es mein Herz, aber ich gebe nicht auf.
Dann wird es dunkel und ich stürze auf den Boden. Ich kann nicht mehr aufstehen, frage mich, ob das mein Ende ist. Ich kann nichts mehr wahrnehmen, alles ist komplett dunkel, ich spüre, es ist vorbei.
Mit einem Mal vernehme ich eine Stimme, die sagt: „Deine Zeit ist noch nicht gekommen, dein Weg hat gerade erst begonnen.“
Dann ist alles wieder ganz ruhig und ich höre nichts mehr. Ein Wunder, ich kann meine Augen öffnen. ‚Ob ich im Himmel bin?’
Ich zittere am ganzen Körper, bemerke meine tiefen Wunden, die Verbände. Mein Gesicht ist nass von Tränen. Ich liege in einem Bett, frage mich aber immer noch, wo ich bin. Plötzlich geht die Tür auf. Ich fühle furchtbare Angst.
Eine Person betritt den Raum, sagt mir, was passiert ist, erzählt mir eine lange Geschichte über die Wahrheit meiner Vergangenheit. Die Person sagt mir, dass es meine Bestimmung ist zu leiden und Leid zu verbreiten – und dass mir Großes bevorstehe, dass ich eines Tages, irgendwann, nicht mehr allein sein werde.
Sie erzählt mir, dass mich alle nur als Monster wahrnehmen und keiner etwas mit mir zu tun haben will. Die Person sagt, sie wäre bereit, mir zu helfen.
Damit beginnt eine neue Geschichte, nicht irgendeine, sondern meine Geschichte!
 

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