Hoffmann, Corinna Anne - Autismus – Die Sehnsucht nach einer Welt, die antwortet





Corinna Anne Hoffmann

Autismus –
Die Sehnsucht
nach einer Welt,
die antwortet

Geest-Verlag 2025

2. Auflage, März 2025

ISBN 978-3-69064-485-3
264 S., 14,-Euro

Corinna Anne Hoffmann, geboren 2000 in Vechta, setzt sich als Autistin für Inklusion und Aufklärung ein. In Projekten und Vorträgen teilt sie ihre Erfahrungen und schafft Bewusstsein für das Thema Autismus. Ihr erstes Buch bietet einen authentischen Einblick in die Sicht auf die Welt aus autistischer Perspektive.

 Haben Sie jemals das Gefühl gehabt,
in einer Welt zu leben, die Ihre Fragen nicht
beantwortet und deren Sprache Sie nur schwer
verstehen? Für viele Menschen im Autismus- Spektrum
ist das Realität. Doch ihre Welt ist nicht weniger bedeutend
oder wertvoll, sie folgt nur anderen Mustern.
Oft wird Autismus mit Begriffen wie „Andersartigkeit“ oder „Besonderheit“ beschrieben, doch diese Schlagworte greifen zu kurz. Sie erfassen nicht die Tiefe und Komplexität der autistischen Wahrnehmung, die so viel mehr ist als nur eine Abweichung von der Norm.
Dieses Buch setzt genau hier an. Mit meinen eigenen Erfahrungen als autistische Person gehe ich über diese Oberflächlichkeit hinaus und gebe einen authentischen Einblick in eine vielschichtige Welt. „Autismus - Die Sehnsucht nach einer Welt, die antwortet“ nimmt Sie mit auf eine Reise, die weit über gängige Beschreibungen hinausgeht. Es ist ein Dialog über die Sehnsucht nach Verständnis, die Kämpfe um Resonanz und das Streben nach Zugehörigkeit - aus der Sicht derer, die oft
überhört werden. Sind Sie bereit, diese einzigartige Welt kennenzulernen?
 

 



Presse mit langem Bericht über Corinna Anne Hoffmann und ihr Autismus-Buch


Bakumerin klärt über Autismus auf
Corinna Anne Hoffmann hat vor einigen Jahren Diagnose erhalten/Buch gibt Einblicke in ihr Leben

Von Carina Meyer

https://epaper.om-online.de/titles/oldenburgischevolkszeitung/13854/publ...(link is external)


Bakum. Während eines Gesprächs sieht Corinna Anne Hoffmann ihr Gegenüber nicht an, Smalltalk empfindet sie als sinnlos und Redewendungen versteht sie vielfach nicht. Die 24-jährige Bakumerin hat eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Wie sie als Person mit Autismus die Welt wahrnimmt, darüber hat sie nun ein Buch geschrieben: „Autismus – Die Sehnsucht nach einer Welt, die antwortet“. Die Premiere feiert das Buch am Donnerstag (27. Februar), 19 Uhr im Rahmen einer Lesung im Gulfhaus in Vechta.
Obwohl Autismus angeboren ist, erhielt Corinna Anne Hoffmann ihre Diagnose erst als Erwachsene im Alter von 21 Jahren – und das auch eher zufällig, wie sie wissen lässt. Seinerzeit sei sie wegen einer Depression stationär in einer Klinik behandelt worden. Doch einige Symptome hätten die medizinischen Fachkräfte nicht eindeutig einer Depression zuordnen können, erzählt sie. Der Verdacht einer ASS stand im Raum. Ein Test wurde gemacht. „Normalerweise freut man sich ja, wenn man bei einem Test die volle Punktzahl hat“, scherzt die Bakumerin.
Das Ergebnis erzeugte aber eine gewisse Erleichterung, da die Diagnose eine Erklärung darstellte, sagt Hoffmann. „Man merkt ja, dass was anders ist.“ Andere Menschen hätten sie das auch all die Jahre spüren lassen. So habe sie als Kind beziehungsweise Jugendliche stets Schwierigkeiten damit gehabt, Freundschaften zu schließen. „Die anderen Kinder fanden mich sicher komisch“, sagt sie rückblickend.
Je älter sie wurde, desto größer sei die Kluft zwischen ihr und den anderen Jugendlichen geworden, berichtet Hoffmann. Die Unterschiede in der Entwicklung der sozialen Kompetenz wurden deutlicher. Ihr falle es schwer, Gesichter zu erkennen sowie emotionale Signale. Das führt im Umgang mit anderen Menschen immer wieder zu Missverständnissen bis hin zu Konflikten. So habe sie etwa auf einer Beerdigung gelernt, dass man dort besser nicht lacht, nennt sie ein Beispiel. Den Alltag habe sie irgendwann nur noch mit Suchtmittelmissbrauch, wie etwa Alkohol, ertragen. Die Schule habe sie oft geschwänzt, da sie sich im Unterricht gelangweilt habe, erzählt die Bakumerin. Nichtsdestoweniger machte Hoffmann ihren Abschluss und wechselte auf die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Gesundheit. Wieso ausgerechnet diese Fachrichtung? Darauf hat Corinna Anne Hoffmann eine pragmatische Antwort: Weil sie nicht in den Wirtschaftszweig – die andere angebotene Fachrichtung an der Lohner Schule – wollte. Viele Menschen mit Autismus schätzen es, wenn ihnen nicht zu viel Entscheidungsfreiheit gegeben wird, erklärt sie im Verlauf des Gesprächs.



Aufgrund ihrer Autismus-Diagnose erhielt Hoffmann eine Wohnassistenz


Tatsächlich habe sie während der Ausbildung zur Pflegefachkraft festgestellt, dass sie die Anatomie des Menschen interessant findet und insgesamt habe ihr die Ausbildung auch gut gefallen – aber „ich habe nicht bedacht, dass ich so viel mit Menschen zu tun haben werde“. Der Umgang mit Patientinnen und Patienten im Krankenhaus sei sehr anstrengend gewesen, erinnert sie sich. Sie habe sich bei Kolleginnen und Kollegen abgeguckt, wie diese mit den Patientinnen und Patienten kommunizieren, und dies dann in ähnlichen Situationen nachgeahmt. Das habe manchmal geklappt, andere Male aber nicht.
Denn sie habe die Patientinnen und Patienten lediglich auf ihre Funktionsweise reduziert. „Ich habe sie repariert wie in einer Werkstatt“, sagt Hoffmann. Dass zum Pflegealltag aber mehr gehört als die Heilung von körperlichen Verletzungen, habe sie zwar zwangsläufig gemerkt, aber nachvollziehen kann die 24-Jährige es nicht. Das heißt aber nicht, dass Menschen mit Autismus nicht empathisch seien, stellt sie klar. Autistinnen und Autisten nähmen die Welt nur anders wahr. Da sie die Gefühle anderer Menschen nicht lesen könne, sei sie darauf angewiesen, dass diese direkt formuliert werden, sagt sie.
Nach der Ausbildung versuchte sie, beim Berufsbildungswerk in Bremen neue berufliche Möglichkeiten zu erkunden. In dieser Zeit entstand im Grunde auch die Idee für das Buch, das nun erscheint. Aufgrund ihrer Autismus-Diagnose erhielt Corinna Anne Hoffmann eine Wohnassistenz, die ihr bei den Hürden des Alltags, wie etwa Einkaufen, behilflich ist. Ihre damalige Assistentin in Bremen habe sie gebeten, ihre Gedanken in Form eines Tagebuchs niederzuschreiben, erzählt die Bakumerin. In die Schriften hinein fanden schließlich beispielsweise Beschreibungen problematischer Situationen und Kommunikationsmissverständnisse. Das habe ihrer Assistentin anscheinend so sehr geholfen, dass diese vorschlug, die Erkenntnisse aus den Schriften öffentlich zu machen. So hielt Corinna Anne Hoffmann ihren ersten Vortrag.
Später hielt sich auf Wunsch ihrer Therapeutin einen weiteren Vortrag und schließlich, nach einem Vortrag vor Eltern von Autismus betroffener Kinder, stand der Entschluss, ein Buch zu schreiben. „Der Abend war nicht lang genug, um alle Fragen zu beantworten“, sagt Hoffmann. Durch die Therapie wisse sie, was sie von neurotypischen Menschen unterscheidet, was es ihr erleichtert habe, ihre Erfahrungen niederzuschreiben.
Zugute kam ihr dabei sicherlich auch, dass sie sich ohnehin sehr für Literatur interessiert, wie die Bakumerin, die mittlerweile an der Universität Vechta Germanistik und Kulturwissenschaften studiert, im Gespräch wissen lässt. Sie liest gerne und viel. „Bücher sind meine Freunde“, sagt sie. Früher habe sie am liebsten Sachbücher gelesen, mit Romanen etwa habe sie nie etwas anfangen können, da sich ihr nicht erschlossen habe, warum die Figuren dieses oder jenes tun. Doch mittlerweile lese sie Romane – mit der Intention, Menschen besser zu verstehen.



Sie spricht gerne über Literatur und kann gut zeichnen


Der Vorteil beim Lesen sei, dass sie selbst regulieren könne, wie schnell die Interaktionen der Figuren vonstatten gehen. Das helfe ihr beim Verständnis.
Corinna Anne Hoffmann fällt es leicht, aufzuzählen, was sie von neurotypischen Menschen unterscheidet oder was ihr im Alltag schwerfällt. Schwieriger fällt ihr das Antworten, wenn sie danach gefragt wird, was sie gut kann. Sie ist sehr selbstkritisch, wie sie auch selbst weiß. Sie überlegt also kurz. Sie könne sich gut Dinge merken, beginnt sie, oder sich gut tiefergehend mit Themen – die sie interessieren – beschäftigen. Sie spricht gerne über Literatur oder ihre Kaninchen, verrät sie. Sie vergisst fast zu erwähnen, dass sie gut zeichnen kann. Die Bilder in ihrem Buch hat sie selbst gemalt. Spezialinteressen zu haben, teilt sie mit vielen Menschen im Spektrum.
In jüngerer Vergangenheit ist die Diagnose Autismus immer präsenter. Auf Social Media thematisieren zunehmend Menschen ihre Diagnose, andere identifizieren sich mit den dort beschriebenen Symptomen. Auch in den klassischen Medien, wie in Filmen und Serien, schaffen es immer wieder Charaktere, die von Autismus betroffen sind, in die Drehbücher. Besonders bekannt dürfte die von Dustin Hoffman verkörperte Figur in „Rain Man“ sein. Ein aktuelleres Beispiel ist der Protagonist in der Serie „The Good Doctor“.
Sie mag die Serie „The Good Doctor“, sagt Corinna Anne Hoffmann. Allerdings finde sie es schwierig, dass Figuren mit Autismus erst etwas Großartiges schaffen müssen, damit sie akzeptiert werden. Sowohl die Figur Raymond („Rain Man“) als auch die des Dr. Shaun Murphy („The Good Doctor“) weisen jeweils eine Inselbegabung auf. „Nicht jeder Autist kann etwas so Großartiges“, sagt Hoffmann, das sei sogar eher die Ausnahme. Diese medialen Darstellungen verzerren das Verständnis von Autismus und erzeugten einen gewissen Druck bei Betroffenen, findet sie. So werde sie manchmal so absurde Dinge gefragt, wie etwa, wie viele Kacheln an der Wand seien. Als würde jede Autistin diese automatisch zählen. „Es wäre cool, wenn ein Charakter in einem Film oder einer Serie einfach autistisch wäre, ohne etwas Besonderes leisten zu müssen“, findet die 24-Jährige.
Lange Zeit habe sie sein wollen „wie die anderen“, gesteht Corinna Anne Hoffmann. Mit der Diagnose kam die Erkenntnis, dass sie „nicht falsch, sondern eben autistisch“ ist. Sie habe akzeptiert, wie sie ist. Diese Botschaft möchte sie anderen Betroffenen vermitteln: „Die Menschen sind okay so wie sie sind.“



Bakum. Während eines Gesprächs sieht Corinna Anne Hoffmann ihr Gegenüber nicht an, Smalltalk empfindet sie als sinnlos und Redewendungen versteht sie vielfach nicht. Die 24-jährige Bakumerin hat eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Wie sie als Person mit Autismus die Welt wahrnimmt, darüber hat sie nun ein Buch geschrieben: „Autismus – Die Sehnsucht nach einer Welt, die antwortet“. Die Premiere feiert das Buch am Donnerstag (27. Februar), 19 Uhr im Rahmen einer Lesung im Gulfhaus in Vechta.
Obwohl Autismus angeboren ist, erhielt Corinna Anne Hoffmann ihre Diagnose erst als Erwachsene im Alter von 21 Jahren – und das auch eher zufällig, wie sie wissen lässt. Seinerzeit sei sie wegen einer Depression stationär in einer Klinik behandelt worden. Doch einige Symptome hätten die medizinischen Fachkräfte nicht eindeutig einer Depression zuordnen können, erzählt sie. Der Verdacht einer ASS stand im Raum. Ein Test wurde gemacht. „Normalerweise freut man sich ja, wenn man bei einem Test die volle Punktzahl hat“, scherzt die Bakumerin.
Das Ergebnis erzeugte aber eine gewisse Erleichterung, da die Diagnose eine Erklärung darstellte, sagt Hoffmann. „Man merkt ja, dass was anders ist.“ Andere Menschen hätten sie das auch all die Jahre spüren lassen. So habe sie als Kind beziehungsweise Jugendliche stets Schwierigkeiten damit gehabt, Freundschaften zu schließen. „Die anderen Kinder fanden mich sicher komisch“, sagt sie rückblickend.
Je älter sie wurde, desto größer sei die Kluft zwischen ihr und den anderen Jugendlichen geworden, berichtet Hoffmann. Die Unterschiede in der Entwicklung der sozialen Kompetenz wurden deutlicher. Ihr falle es schwer, Gesichter zu erkennen sowie emotionale Signale. Das führt im Umgang mit anderen Menschen immer wieder zu Missverständnissen bis hin zu Konflikten. So habe sie etwa auf einer Beerdigung gelernt, dass man dort besser nicht lacht, nennt sie ein Beispiel. Den Alltag habe sie irgendwann nur noch mit Suchtmittelmissbrauch, wie etwa Alkohol, ertragen. Die Schule habe sie oft geschwänzt, da sie sich im Unterricht gelangweilt habe, erzählt die Bakumerin. Nichtsdestoweniger machte Hoffmann ihren Abschluss und wechselte auf die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Gesundheit. Wieso ausgerechnet diese Fachrichtung? Darauf hat Corinna Anne Hoffmann eine pragmatische Antwort: Weil sie nicht in den Wirtschaftszweig – die andere angebotene Fachrichtung an der Lohner Schule – wollte. Viele Menschen mit Autismus schätzen es, wenn ihnen nicht zu viel Entscheidungsfreiheit gegeben wird, erklärt sie im Verlauf des Gesprächs.



Aufgrund ihrer Autismus-Diagnose erhielt Hoffmann eine Wohnassistenz


Tatsächlich habe sie während der Ausbildung zur Pflegefachkraft festgestellt, dass sie die Anatomie des Menschen interessant findet und insgesamt habe ihr die Ausbildung auch gut gefallen – aber „ich habe nicht bedacht, dass ich so viel mit Menschen zu tun haben werde“. Der Umgang mit Patientinnen und Patienten im Krankenhaus sei sehr anstrengend gewesen, erinnert sie sich. Sie habe sich bei Kolleginnen und Kollegen abgeguckt, wie diese mit den Patientinnen und Patienten kommunizieren, und dies dann in ähnlichen Situationen nachgeahmt. Das habe manchmal geklappt, andere Male aber nicht.
Denn sie habe die Patientinnen und Patienten lediglich auf ihre Funktionsweise reduziert. „Ich habe sie repariert wie in einer Werkstatt“, sagt Hoffmann. Dass zum Pflegealltag aber mehr gehört als die Heilung von körperlichen Verletzungen, habe sie zwar zwangsläufig gemerkt, aber nachvollziehen kann die 24-Jährige es nicht. Das heißt aber nicht, dass Menschen mit Autismus nicht empathisch seien, stellt sie klar. Autistinnen und Autisten nähmen die Welt nur anders wahr. Da sie die Gefühle anderer Menschen nicht lesen könne, sei sie darauf angewiesen, dass diese direkt formuliert werden, sagt sie.
Nach der Ausbildung versuchte sie, beim Berufsbildungswerk in Bremen neue berufliche Möglichkeiten zu erkunden. In dieser Zeit entstand im Grunde auch die Idee für das Buch, das nun erscheint. Aufgrund ihrer Autismus-Diagnose erhielt Corinna Anne Hoffmann eine Wohnassistenz, die ihr bei den Hürden des Alltags, wie etwa Einkaufen, behilflich ist. Ihre damalige Assistentin in Bremen habe sie gebeten, ihre Gedanken in Form eines Tagebuchs niederzuschreiben, erzählt die Bakumerin. In die Schriften hinein fanden schließlich beispielsweise Beschreibungen problematischer Situationen und Kommunikationsmissverständnisse. Das habe ihrer Assistentin anscheinend so sehr geholfen, dass diese vorschlug, die Erkenntnisse aus den Schriften öffentlich zu machen. So hielt Corinna Anne Hoffmann ihren ersten Vortrag.
Später hielt sich auf Wunsch ihrer Therapeutin einen weiteren Vortrag und schließlich, nach einem Vortrag vor Eltern von Autismus betroffener Kinder, stand der Entschluss, ein Buch zu schreiben. „Der Abend war nicht lang genug, um alle Fragen zu beantworten“, sagt Hoffmann. Durch die Therapie wisse sie, was sie von neurotypischen Menschen unterscheidet, was es ihr erleichtert habe, ihre Erfahrungen niederzuschreiben.
Zugute kam ihr dabei sicherlich auch, dass sie sich ohnehin sehr für Literatur interessiert, wie die Bakumerin, die mittlerweile an der Universität Vechta Germanistik und Kulturwissenschaften studiert, im Gespräch wissen lässt. Sie liest gerne und viel. „Bücher sind meine Freunde“, sagt sie. Früher habe sie am liebsten Sachbücher gelesen, mit Romanen etwa habe sie nie etwas anfangen können, da sich ihr nicht erschlossen habe, warum die Figuren dieses oder jenes tun. Doch mittlerweile lese sie Romane – mit der Intention, Menschen besser zu verstehen.


Sie spricht gerne über Literatur und kann gut zeichnen


Der Vorteil beim Lesen sei, dass sie selbst regulieren könne, wie schnell die Interaktionen der Figuren vonstatten gehen. Das helfe ihr beim Verständnis.
Corinna Anne Hoffmann fällt es leicht, aufzuzählen, was sie von neurotypischen Menschen unterscheidet oder was ihr im Alltag schwerfällt. Schwieriger fällt ihr das Antworten, wenn sie danach gefragt wird, was sie gut kann. Sie ist sehr selbstkritisch, wie sie auch selbst weiß. Sie überlegt also kurz. Sie könne sich gut Dinge merken, beginnt sie, oder sich gut tiefergehend mit Themen – die sie interessieren – beschäftigen. Sie spricht gerne über Literatur oder ihre Kaninchen, verrät sie. Sie vergisst fast zu erwähnen, dass sie gut zeichnen kann. Die Bilder in ihrem Buch hat sie selbst gemalt. Spezialinteressen zu haben, teilt sie mit vielen Menschen im Spektrum.
In jüngerer Vergangenheit ist die Diagnose Autismus immer präsenter. Auf Social Media thematisieren zunehmend Menschen ihre Diagnose, andere identifizieren sich mit den dort beschriebenen Symptomen. Auch in den klassischen Medien, wie in Filmen und Serien, schaffen es immer wieder Charaktere, die von Autismus betroffen sind, in die Drehbücher. Besonders bekannt dürfte die von Dustin Hoffman verkörperte Figur in „Rain Man“ sein. Ein aktuelleres Beispiel ist der Protagonist in der Serie „The Good Doctor“.
Sie mag die Serie „The Good Doctor“, sagt Corinna Anne Hoffmann. Allerdings finde sie es schwierig, dass Figuren mit Autismus erst etwas Großartiges schaffen müssen, damit sie akzeptiert werden. Sowohl die Figur Raymond („Rain Man“) als auch die des Dr. Shaun Murphy („The Good Doctor“) weisen jeweils eine Inselbegabung auf. „Nicht jeder Autist kann etwas so Großartiges“, sagt Hoffmann, das sei sogar eher die Ausnahme. Diese medialen Darstellungen verzerren das Verständnis von Autismus und erzeugten einen gewissen Druck bei Betroffenen, findet sie. So werde sie manchmal so absurde Dinge gefragt, wie etwa, wie viele Kacheln an der Wand seien. Als würde jede Autistin diese automatisch zählen. „Es wäre cool, wenn ein Charakter in einem Film oder einer Serie einfach autistisch wäre, ohne etwas Besonderes leisten zu müssen“, findet die 24-Jährige.
Lange Zeit habe sie sein wollen „wie die anderen“, gesteht Corinna Anne Hoffmann. Mit der Diagnose kam die Erkenntnis, dass sie „nicht falsch, sondern eben autistisch“ ist. Sie habe akzeptiert, wie sie ist. Diese Botschaft möchte sie anderen Betroffenen vermitteln: „Die Menschen sind okay so wie sie sind.“

 

 

Artikelnummer: 978-3-69064-485-3
14,00€inkl. MWSt.

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