Daniela Heyng - Teatime (Jugendliche melden sich zu Wort)

Hördatei: 

Irgendwo auf ’nem Feld
sitzen die beiden,
diskutierend und streitend
und manchmal auch schweigend.

Lachen sich an
und fluchen dann wieder,
blicken umher
und starren sich nieder.

Nie einer Meinung,
immer verschieden,
schreien und säuseln,
hassen und lieben.

Sie können nicht ohne
und müssen sich meiden,
doch den Sinn für das Schöne,
den teilen die beiden.

Die Lichtung, auf der sich
die beiden befinden,
ist wie perfekt,
um Eindruck zu schinden.

Diese hier gleicht
ihren beiden Besuchern,
mittig geteilt,
beidseitig verwuchert.

Links voller Gräser,
grün und leicht golden,
Blumen und Sträucher,
Blätter, die folgen.

Rechts fast verwildert
voll Rosenranken,
mit silbernen Bäumen,
die anmutig schwanken.

Ein einzelnes Wasser
durchzieht ihre Lichtung,
blauschimmernd und tanzend
wechselt’s die Richtung.

Ein Tisch aus Kristall
steht über dem Band,
trägt Tee und Gebäck
zwischen Wasser und Land.

Links sitzt der Vater,
weise und gut,
in seinen Augen
gespielte Wut.

Rechts sitzt der Lügner,
schöner und jung,
lacht voller Freude,
dynamisch, voll Schwung.

Sie sind sich nie einig,
Verführer und Retter,
streiten sich ständig –
und ist’s nur das Wetter.

Doch so ist es gut
und so soll es bleiben,
sie wollen sich nicht
zwischen Fronten zerreiben.

Und selbst wenn das Feuer
verschmilzt mit dem Schnee,
sitzen Teufel und Gott
beim Nachmittagstee.