Ein Bilderbuchseptember

Lene sieht den Bilderbuchseptember
durch das Fenster. Doch sie sieht ihn grau.
Denn sie weiß, es kommen bald November,
Wind und Kälte, Eis und Frost, Dezember.
Und im Magen wird ihr etwas flau.

Draußen wärmt das Licht der Sonnenstrahlen.
Doch am Boden, sieht sie, liegt das Laub.
Wenn sie könnte, würde sie das malen.
Doch sie kann nicht. Lene denkt in Zahlen,
fühlt sich unempfänglich, blind und taub.

Bald schon, weiß sie, muss sie wieder heizen.
Ob die Heizung durchhält, steht noch aus.
Wenn die Hauswirte mit Wartung geizen
und Infekte nur zum Niesen reizen,
kommt Romantik nun mal nicht ins Haus.

Bald schon wird im Schneetreiben sie warten
auf die S-Bahn, die jedoch nicht fährt.
Auf der Arbeit droht der Chef mit harten
Folgen der Verspätung. Schlechte Karten,
wenn der Grund dafür ihn nicht mal schert.

Lene sieht den Bilderbuchseptember
durch das Fenster. Doch sie sieht ihn grau.
Bald schon kommen Regen, Sturm, November,
dann die Kälte, S-Bahnstress, Dezember.
Daran ändert nichts das Himmelblau.

Berlin, 14.9.2012

Dieter Wöhrle
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