Dieter Wöhrle: El Star (Gedicht des Tages am 23. Mai 2011)

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El Star

Er wollt’ sich auf der Bühne sehn;
doch konnt’ er singen nicht. Zum Tanzen
die Beine fehlten, auch das Gen
der Kunst im Großen und im Ganzen.

Er wirkte säuerlich, fast grün,
doch übersäht mit roten Flecken.
Ein Künstlername, meint’ er kühn,
ihn könnt’ bewahren vorm Verrecken.

Doch welcher Name? Grüner Star?
Der ‚Star’ war gut, jedoch das ‚grüner’
dem Ruf nicht eben dienlich war.
Zum Lachen bracht’ es nur die Hühner.

Es sprach mit Inbrunst er sodann:
„Der Name muss das Meer verheißen.
Wer nach nichts aussieht und nichts kann,
als Grüner Star hat nichts zu beißen.

Ein Star, der aus dem Süden stammt,
nennt sich ‚El Star’. Das klingt romantisch,
klingt hart und doch auch weich wie Samt
und nicht verdrossen, deutsch, pedantisch.“

Frau Krause traf im Supermarkt
El Star beim Obst, er wirkte grämlich.
„Du siehst ja aus wie einjesargt.
Wie heeßte? Elstar? Findick dämlich.“

Doch war El Star kein armer Tropf.
Die Zukunft – er verfiel in Strahlen -
lag hier für einen Apfelkopf.
Hier – in den vollen Obstregalen.

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