Eike Wahls - Der Sandförster (Jugendliche melden sich zu Wort am 24. Mai)
Hördatei:
„Knut, sie kommen nicht mehr wieder. Sag mir, dass wir gehen“, wiederholte meine Frau in langen wiederkehrenden Abständen, die meine Tage und Bäuche füllten. Ihre Worte versanken durch die Ohren und umkreisten meine Leber wenige Momente lang, bevor ich sie auszuspucken begann. Welch Ungerechtigkeit erfüllt diese Welt, die zu Sand zerfällt?
Gestatten, ich bin Förster. Förster in der tiefen Weite der grünen Hölle, doch bevor sie sich wundern, ja hier gab es viel zu tun. Obwohl ich bald in Rente gehe, hab ich es noch nicht geschafft, alle Tiere zu sehen in meinem Revier. Ich quäle mich des Papierkrames, der zunahm. Mit mehr Papierkram verschwanden die Bäume in meinen Papierkorb hinein und dieser wiederum verschwand einmal pro Woche. Wo sind all die Wochen hin? Wo sind all die Bäume hin? Wo bin ich? Ich bin in der Wüste, die Wüste der grünen Hölle der Welt. „Sag mir, dass sie wiederkommen!“.
Mich plagen Schuldgefühle und ich sehe, dass ich mich entfernt habe von meinen Kindern, die älter sind, als ich es jeh werden könnte. Eine Hand voll Sand, ich lass sie zerrieseln und spüre die Körner dieseln auf den ausgetrockneten Boden. Sie sind geblieben von den Jahrtausenden, doch alles Leben zog weiter. Ich bleibe zurück und spucke die Wörter aus: „Sie kommen nicht mehr wieder“.