Eike Wahls: Sprunghaft (Jugendliche melden sich zu Wort)

Hördatei: 


Nun stehe ich hier oben und schaue nach unten, weit nach unten. Wie ich hier heraufgekommen bin, weiß ich selbst nicht mehr, zu lange stehe ich schon hier. Viele Möglichkeiten gibt es bei uns, hoch zu kommen und hinunterzuschauen. Auf dem Kirchturm, dem Fernsehturm, dem Finanztower und letztlich auch hier oben. Noch eine falsche Bewegung und es endet viel-leicht tödlich. Ein falscher Moment, eine falsche Be-wegung, ein falscher Windzug. Aber hier ist es wind-still. Was hab ich bloß falsch gemacht, dass es wieder so weit ist und ich hier stehen muss?
Zu oft schon stand ich hier oben und bin dann doch wieder nach unten gegangen. Aber nicht heute, heute springe ich … Heute muss ich einfach springen, weil tja, warum eigentlich? Ich glaube, es ist der soziale Druck, der mich springen lässt. Deshalb müsste ich eigentlich fallen sagen, denn man nötigt mich ja quasi. Wird es – unten angekommen – besser werden? Viel-leicht, doch noch falle ich. Er geht so schnell und ein-fach, dieser entscheidende Sprung. Ich falle. Ich falle und ich falle ins Tiefe. Ich falle und ich falle, weil es muss, nicht weil ich es will. Ich falle, adieu. Ich falle … und … in 30 Minuten schließt das Schwimmbad.
Ich musste es tun.