Fenja - ungerecht (aus Marlies Winkelheide: Ich neben dir - du neben mir) Jugendliche melden sich zu Wort
Hördatei:
aus Winkelheide, Marlies: Ich neben dir – du neben mir
Ungerecht?
Tine kam von der Schule nach Hause. Sie dachte daran, dass sie
gleich mal wieder auf ihre Schwester aufpassen müsste. Das hasste sie,
weil sich ihre Mutter meist um eine halbe Stunde verspätete. Gerade
wollte Tine die Treppe in ihr Zimmer hinaufsteigen, als ihre Mutter von
unten rief: „Tine, kannst du bitte die Geschirrspülmaschine ausräumen
und bügeln!“ Tine stöhnte auf: „Och Mama, ich muss doch schon gleich
auf Lotta aufpassen.“ (Lotta ist Tines behin-derte Schwester.)
„Komm Tine, stell dich nicht so an! Marie hilft noch viel mehr als du“,
widerspricht Tines Mutter. (Marie ist die älte-re Schwester.)
Widerstrebend ging Tine die Treppe wieder hinunter und räumte die
Geschirrspülmaschine aus und bügelte. Tine kochte vor Wut, doch sie
sagte kein Wort. Als sie damit fer-tig war, musste sie auf Lotta
aufpassen. Tine ging an ihrer Mutter vorbei und erwartete ein
„Dankeschön“.
Das kam auch, aber es hörte sich so unecht an.
Tine fühlte sich verarscht und dachte: „Ist es denn so schwer, sich richtig zu bedanken?“
Endlich knallte die Tür zu und Tine wusste, dass es ihre Mut-ter war.
Tine war froh, dass ihre Mutter endlich weg war, doch aufs Aufpassen
freute sie sich nicht. Tine hatte das Gefühl, dass alles, was ihre
Mutter nicht schaffte, auf sie abgeschoben wurde.
Das empfand sie als sehr ungerecht. Wahrscheinlich hatte Tines Mutter
Recht und Marie machte wirklich mehr im Haushalt als sie. Deshalb sagte
sie auch nichts.