Karla Stockhausen - Das Geheimnis meiner Oma (Jugendliche melden sich zu Wort am 12. Februar)
Das Geheimnis meiner Oma
Dass meine Oma etwas Besonderes ist, wusste ich schon immer, aber dass sie so etwas schon einmal gemacht hatte, wusste ich echt nicht.
Alles fing an, als ich vor 4 Wochen den Dachboden aufräumte. Ich fand ein Buch, genauer gesagt, ein Buch meiner Oma. Es war ihr Tagebuch, in das sie alle ihre Geheimnisse geschrieben hatte, als sie 17 Jahre alt war. Es waren keine besonderen Geheimnisse, doch eins interessierte mich dann doch. Es ging um die Stadt Essen, wo sie früher gewohnt hatte. Sie erzählte uns jeden Tag Geschichten über die Stadt, und wie schön es doch dort sein soll. Aber als ich dann dieses Buch fand, wusste ich nicht mehr, ob sie es auch so meinte,. Denn sie schrieb eine ganze Seite im Buch, wie sehr sie Essen hasst, doch komischerweise war ein paar Seiten später ein Text mit der Aussage, dass sie Essen liebt. Ich wusste nicht, was ich machen sollte,. Sollte ich meine Oma fragen oder nicht? Ich entschied mich dazu, sie zu fragen. Als ich endlich meinen ganzen Mut zusammengenommen hatte und fragte, lachte sie. Sie lachte! Ich schämte mich und wurde rot, sodass sie noch mehr lachen musste. Und so fing sie an zu erzählen:
„Damals war ich 17, als ich nach Essen gezogen bin. Ich hatte, wie du weißt, vorher in Bayern gelebt. Ich liebte die Berge und die Landluft und war ziemlich enttäuscht, als ich in Essen ankam. Denn da waren keine Berge, keine Ziegen und keine Kühe, die ich so erhofft hatte. Voller Wut schrieb ich in mein Tagebuch, dass ich die Stadt hasse und zurück nach Bayern will.“
„Aber warum steht dann ein paar Seiten weiter das Gegenteil?“
„Dazu komme ich jetzt. Also, ich schrieb, dass ich weg wollte. Am nächsten Tag kam ich dann zum ersten Mal in meine neue Schule. Sie war riesig für mich, da meine alte Schule nur 400 Schüler insgesamt hatte. Ich fand schnell Freunde, worüber ich ein bisschen froh war, denn es war für mich ein kleiner Trost. Es vergingen zwei Wochen und ich hatte mich ein wenig in dem Loch, wie ich es früher genannt habe, eingelebt. Ich war gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule, als ich sah, wie zwei 15-jährige Jungs einen zehnjährigen Jungen verprügelten. Ich war schockiert und versuchte dem Jungen zu helfen. Als ich es endlich geschafft hatte, die älteren Jungs zu vertreiben, brachte ich den Jungen in ein Krankenhaus. Ich wunderte mich, wie schnell wir beim Krankenhaus angekommen waren, denn in Bayern gab es nicht viele, und man musste lange fahren. Als die Eltern des Jungen angekommen waren, waren sie sehr froh, dass ich ihrem Sohn geholfen hatte, und sie bedankten sich bei mir. Das kannte ich auch nicht, denn in Bayern hätte man es gar nicht mitbekommen, wenn jemand verletzt wurde, so dass man auch nicht helfen konnte. Ich erkannte von Tag zu Tag die Vorteile, wenn man in eine größeren Stadt lebt, und lernte sie lieben.“
„ Und das hast du echt alles erlebt?“
„Ja das habe ich, und du kannst mir glauben, dass ich nach Essen gezogen bin, war das Beste, was passieren konnte!“
Und so erfuhr ich von dem kleinen Geheimnis meiner Oma.
Karla Stockhausen ( 15 Jahre )