Louisa Pietruschka - 14.44 (Gedicht des Tages)

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Louisa Pietruschka

 

Einer ist immer anders. Neue Texte junger Autorinnen aus Nordhorn. Hrsg. von Gerhard Butke
 

Sehen, atmen, sehen,
denk mal übers Leben nach!

Gehen, stehen, gehen,
denk mal übers Leben nach!

Denk mal über gelben Kaugummi nach!

Denk mal über die Liebe nach!
Die Liebe –
schön
beschissen,
doch mehr schön!
Wunderschön!
Denk mal über die kleinen sorglosen Momente nach!

Denk mal über dich nach!
Nein,
du!
Dich, dich brauch ich.
Arschloch, egal!
Das, was ich brauche, ist dich,
und das, was ich will, ist dich
und das, was du bist.
Und dich brauch ich!

Denk mal drüber nach!

ER FETT     –     SIE RUND
ER BRAUN    –    SIE GRÜN
Er liebt sie und sie liebt ihn!

Eine Liebesbeziehung zwischen einer Erbse und einer Bratwurst.

Denk mal drüber nach!

Dumm?
Ja, das kann man dumm nennen.
Weil, wird ihnen nicht bewusst, was sie haben!
Dumme Leute, dumme Gesichter.
Dummheit!
Wird ihnen nicht klar,
wie gut,
wie unglaublich gut sie es haben!

Den Gegensatz haben sie nicht, sonst würden sie nicht so dumm sein.

Denk mal drüber nach!

Ich sitze an einer Bushaltestelle,
und meine Mission ist es, die Welt zu retten.

Wir haben nur eine Welt –
und was wir brauchen, ist der Frieden.

Denk mal drüber nach!

Unterkiefer bewegt sich nach rechts oben,
leicht schräg
wieder nach unten,
kauen,
fressen, fressen, fressen,
den ganzen Tag auf einer Wiese verbringen –
wie geil wär das?

Keine Verantwortung,
sorgenfreies Leben,
Liebesdramen,
Geldsorgen,
Facebookabhängigkeit.

Einfach fressen!
Is’ halt ’ne Kuh!

Denk mal drüber nach!

Ich mach die Augen zu,
Gedanken –
immer dabei, immer da.
Ohne Gedanken –
mit oder ohne,
ein Chaos, ein Durcheinander!
 
Aufschreiben, vergessen!

Denk mal drüber nach!

Nein und Ja zugleich –
oder vielleicht!

Keine Ahnung.
Denk mal drüber nach!

Gedanken kreisen in meinem Kopf,
so das Gefühl,
so das –
keine Ahnung,
zu viele Themen!

Ey – scheiß Alter, scheiß Zeit – schöne Zeit.
Wunderschöne Zeit!

Weg, da – genau in dem Moment
dagegen, dafür.
Immer wissen, was man will.

Zeit, Zeit, Zeit!

Ständig – überall.

Denk mal drüber nach!

Dumm und blöd,
schön und wundervoll,
weich und zärtlich,
scheiße und beschissen.

Schönes Leben!
Schöne Welt!

Was heißt,
ich weiß, was ich will?
Heißt es, ich weiß,
ich bin der Meinung.
Nein, ich weiß, dass ich –
bedeutet es,
man soll immer wissen, was man will?

Mögen oder nicht mögen
heißt also – gefällt mir?

Wann hast du Zeit?
Wie oft?
Wie lange?
Wie schnell?
Wie langsam?

Mehr, immer mehr!

Warum wurde ich in diese Welt entlassen?

Keine Ahnung – aber ich denk drüber nach!