Rabih Semmo - Die Farben mischen sich (Jugendliche melden sich zu Wort am 13. Januar)

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Die Farben mischen sich

Ich weiß eine Geschichte, die ich mir schon oft er-träumte. Es gibt
ein Land, in dem die Träume sehr bunt sind. Die Farben geben uns
Auskunft über ihre Inhalte.
Rot ist der Traum der Liebenden. Das heißt, dass diese Liebe tief und
glühend ist. Es ist die Farbe der Sonne, die so brennt wie die Liebe.
Aber sie kann einen auch verbrennen, diese Liebe, oder auch ver-glühen,
ohne dass ein Funke überspringt.
Gelb bedeutet, dass die Menschen sich beneiden oder dass sie viel
miteinander streiten. Obwohl so schön leuchtend, ist es doch eine Farbe
der fal-schen Freunde. Das ist oft in den Gesichtern zu se-hen: gelb,
ohne zu strahlen, nur fahl.
Blau ist eine schöne Farbe. Blau ist das Meer, blau ist der See. Blau
ist der Himmel, selbst nach den dicksten Regengüssen. Blau gibt mir die
Sicherheit, dass es im Leben Stabilität gibt. Diese „blauen Träume“
geben mir Halt. Ich mag auch die Korn-blume und das Veilchen, Blumen,
die anmutig und schön sind. Blau ist außerdem die Farbe der Treue.
Treue ist wichtig für das Leben, besonders für mei-nes. Treue Menschen
sind um mich herum. Als Traumgestalten, oft aber auch als reale
Bezugs-personen.
Grün, das ist super. Träume sterben und wachsen wieder. Wie die Natur
ist der Traum ein vergänglich Ding. Aber wichtig. Denn er zeigt uns,
dass nichts vergeblich ist, nichts umsonst. Alles kehrt wieder, nichts
ist verloren.
Träume sind oft durcheinander, die Farben mischen sich. Dann ist das
Leben bunt, oft traurig, manch-mal schön. Niemals ist eine Farbe
alleine da. Wün-schen wir uns, dass wir immer bunte Träume ha-ben, ein
buntes Leben, niemals nur schwarzweiß.

Rabih Semmo (18 Jahre)

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